Weit über die Hälfte der Umgestaltungsprojekte in der deutschen Wirtschaft enden als Fehlschläge. Die zentrale Herausforderung für Unternehmen besteht daher darin, eine auf Lernen basierende kontinuierliche Wachstums- und Entwicklungsfähigkeit aufzubauen. Die lernende Organisation ist der konzeptionelle Schlüssel zu dieser neuen Unternehmensorganisation. Mit diesem Handbuch gelingt es, einen umfassenden Überblick über den aktuellen Stand der Theorie und der Praxis der lernenden Organsiation im deutschsprachigen Raum zu gewinnen. Eine Vielzahl kompetenter Wissenschaftler und erfahrener Praktiker liefert interessante Denkanstöße und konkrete Hinweise, wie das Mitarbeiterpotential nutzbringend zu erschließen ist. Die meisten Umgestaltungsprojekte in der Wirtschaft scheitern. Die zentrale Herausforderung für Unternehmen besteht daher darin, eine auf Lernen basierende kontinuierliche Wachstums- und Entwicklungsfähigkeit aufzubauen. Die lernende Organisation ist der konzeptionelle Schlüssel zu dieser neuen Unternehmensorganisation. Dieses Handbuch gibt erstmals einen umfassenden Überblick über den aktuellen Stand der lernenden Organisation in Theorie und Praxis im deutschsprachigen Raum. Kompetente Wissenschaftler und erfahrene Praktiker liefern Denkanstöße und konkrete Hinweise, wie das Mitarbeiterpotential nutzbringend zu erschließen ist. Sie stellen alternative Wege zu einer Lernstrategie vor und vermitteln Erkenntnisse aus namhaften Unternehmen.
Bis zur lernenden Organisation ist noch ein weiter Weg zu gehen
Dr. Wieselhuber & Partner (Herausgeber): Handbuch Lernende Organisation. Unternehmens- und Mitarbeiterpotentiale erfolgreich erschließen.Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler, Wiesbaden 1997, 532 Seiten, 98 DM.
Da Business Reengineering und Lean Management in vielen Fällen nicht die erhofften (und unrealistischen) Erwartungen erfüllt haben, scheint die "lernende Organisation" zum Rettungsanker in einer turbulenten, komplexen Umwelt zu werden. Lernende Organisation klingt gut, denn Lernen wird allgemein als etwas Positives und Förderungswürdiges empfunden. Warum sollten Unternehmen nicht zu lernenden Organisationen mutieren? Der Teufel liegt - wie bei anderen Wundermitteln - im Detail: Erstens ist keineswegs klar, was eine lernende Organisation konkret kennzeichnet, zweitens ist weithin unbekannt, wie man eine bestehende, nicht genügend anpassungsfähige (sprich lernfaule) Organisation umwandeln kann. Jenen Organisationsfachleuten, die die lernende Organisation vehement fordern, die genannten Fragen jedoch nicht klären, muß man vorhalten, daß sie die Unternehmen zwar mit einem zusätzlichen wohlklingenden Begriff "bereichern" (oder verwirren), ihnen aber die dringend erforderlichen konkreten Gestaltungshinweise vorenthalten (sofern sie über solche inklusive einschlägige Erfahrungen überhaupt verfügen).
Von dem neuen, beeindruckend breit angelegten Handbuch mit mehr als fünfzig Einzelbeiträgen darf der Leser die dringend benötigten Aufschlüsse erwarten, zumal die Herausgeber (eine Münchner Unternehmensberatungsgesellschaft) behaupten, es sei nun erstmals gelungen, einen umfassenden Überblick über den aktuellen Stand der Theorie und der Praxis der lernenden Organisation im deutschsprachigen Raum zu geben. Diesem Anspruch wird das Sammelwerk, an dem zahlreiche Wissenschaftler und Praktiker (wenn auch in nicht sonderlich intensiv abgestimmter Weise) mitgewirkt haben, gerecht. Es zeigt, wie heterogen das Verständnis von der lernenden Organisation in Deutschland ist.
Aber ist damit den Lesern gedient? Diese Frage läßt sich nur ambivalent beantworten: Das Handbuch ist ohne Zweifel eine Fundgrube für alle, die sich theoretisch mit dem Thema lernende Organisation befassen. Ob es den Unternehmer, der - gebeutelt von Rückschlägen im harten Business Reengineering - nun sein Heil in der Einführung einer lernenden Organisation sucht, wirklich zufriedenstellen wird, darf hingegen angezweifelt werden. Zu deutlich tritt bei der Lektüre die Diskrepanz zwischen dem theoretischen Anspruch und der wortreichen Auseinandersetzung mit dem organisationalen Lernen einerseits und der nur zurückhaltenden und eher bruchstückhaften Umsetzung der Idee einer lernenden Organisation in der rauhen Wirklichkeit der Unternehmen andererseits zutage.
Das Buch enthält in den ersten beiden Teilen eine Fülle gutgemeinter, theoretischer Beiträge, worin die Autoren in intelligenter Weise beschreiben, was organisationales Lernen bedeuten kann und welche Theorien hierfür relevant sind. Erfreulich ist, daß die durchweg lesenswerten Abhandlungen, vorwiegend von Hochschullehrern mit betriebswirtschaftlichem oder psychologischem Hintergrund verfaßt, kurz und prägnant sind. Allerdings machen die Aufsätze deutlich, daß unter Wissenschaftlern bisher keineswegs eindeutig geklärt ist, was unter organisationalem Lernen zu verstehen ist, und daß der Modebegriff lernende Organisation derzeit noch unausgegoren, schwammig und diffus ist, wie Heijo Rieckmann (Universität Klagenfurt) in seinem unkonventionellen Beitrag "Unfrisierte Anmerkungen zum Thema lernende Organisation" zu Recht bemerkt. Dementsprechend groß ist auch die Bandbreite der Meinungen der Autoren in diesem Handbuch.
Im dritten Teil kommen Praktiker aus renommierten Unternehmen zu Wort. Sie skizzieren die Erfahrungen ihrer Unternehmen bei der Einführung organisatorischer Veränderungen und neuer Wege der Personalführung und -entwicklung, die - keineswegs überraschend - auch Lernprozesse induzieren. Leider liefern auch diese Beiträge, die man mit großen Erwartungen liest, nur ansatzweise die so dringend benötigten Aufschlüsse: Bei kritischer Betrachtung zeigt sich, daß die Herausgeber die Praxisberichte (auch die Abhandlungen der Praktiker) unter dem Deckmantel lernende Organisation verbrämt haben. Es drängt sich die Frage auf: Wird in den Unternehmen - nachdem Reengineering und Lean Management zu Unwörtern gekürt worden sind - ein Etikettenschwindel inszeniert? Insgesamt jedenfalls muß der Leser aus der Lektüre der zahlreichen Praktikerbeiträge (die selektiv gelesen werden sollten), den Eindruck gewinnen, daß in den Unternehmen und Verwaltungen wohl noch ein weiter Weg bis zur lernenden Organisation zu gehen ist. Er wird in dieser Einschätzung durch den abschließenden Bericht der Herausgeber bestärkt, die in einer breit angelegten empirischen Untersuchung der Frage nach dem Entwicklungsstand und den Perspektiven der lernenden Organisation in deutschen Unternehmen nachgegangen sind. Der Befragung ist nur eine erschreckend niedrige Rücklaufquote von 2,6 Prozent vergönnt gewesen. Es erscheint äußerst gewagt, auf einer solch schmalen Basis fundierte Aussagen zu treffen.
Aus der Beschäftigung mit dem "Handbuch Lernende Organisation" nimmt der Leser zwar nur in begrenztem Maße umsetzbare Handlungsempfehlungen mit. Er kann aber wichtige, generelle Erkenntnisse gewinnen: Die lernende Organisation kann weder als Seminararznei verabreicht noch als Rezept konsumiert werden. Die notwendigen Voraussetzungen hierfür sind eine offene Organisationskultur und eine offene Führung, die auch Fehler zuläßt. Nicht zuletzt kommt es in den Unternehmen auf eine professionelle Bildungs- und Personalarbeit an, die Mitarbeiterpotentiale erfolgreich erschließt. Ob diese Erkenntnisse wohl genügend Kraft zu entfalten vermögen, damit die Verantwortlichen die ihnen anvertrauten Unternehmen endlich auf Lernkurs bringen?
ROBERT FIETEN
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"Mit dem 'Handbuch Lernende Organisation' kann (der Leser) wichtige, generelle Erkenntnisse gewinnen." (Frankfurter Allgemeine Zeitung) "Dieses Handbuch gibt einen Überblick über den Stand der lernenden Organisation und vermittelt Erkenntnisse." (Handelsblatt)