Das Königreich Hannover gilt als ein eher konservativ-rückständiger Staat. Dieses Image beruht insbesondere auf der Aufhebung des Staatsgrundgesetzes durch König Ernst August. Weitgehend unbekannt ist hingegen, dass nach 1848 in Hannover eine liberale Justizreform entstand, die auf Grund ihrer Fortschrittlichkeit zum Vorbild für viele andere deutsche Staaten wurde. Eike Alexander von Boetticher zeichnet in seiner materialreichen Studie die Probleme des Justizwesens bis zum 19. Jahrhundert in Deutschland nach. Vor dem Hintergrund der politischen Entwicklung beschreibt er das Rechtswesen im Königreich Hannover und vergleicht damit die Justizorganisation in anderen deutschen Staaten. Im Zentrum der Untersuchung steht die Revolution von 1848 als Ausgangspunkt der Reform des hannoverschen Justizwesens. Diese Reform stellt Boetticher im Einzelnen vor und zeigt, wie sie die Justizorganisation in anderen deutschen Staaten nach 1848 beeinflusste. Dabei wird der Vorbildcharakter der hannoverschen Justizgesetze für die Staaten des Deutschen Bundes ebenso deutlich wie ihr Einfluss auf die damaligen Reformbemühungen auf Bundesebene sowie ihre Auswirkung auf die Reichsjustizgesetze auch noch nach Aufhebung des Königreichs Hannover.