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The untold story of the rise of a new scientific field, ancient DNA research, and how Jurassic Park and popular media influenced its development

Produktbeschreibung
The untold story of the rise of a new scientific field, ancient DNA research, and how Jurassic Park and popular media influenced its development
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Autorenporträt
Elizabeth Jones is a historian of science and postdoctoral research scholar at North Carolina State University and the North Carolina Museum of Natural Sciences in Raleigh.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.10.2022

Und wann eröffnet der Jurassic Park?

Wenn Literatur und Kino Einfluss auf die Wissenschaft nehmen: Elizabeth D. Jones erzählt die Geschichte der Forschung an alter DNA.

Dinosaurier sind eigentümliche Objekte wissenschaftlicher Neugier. Seit Darwins Rivale Richard Owen ihnen Mitte des neunzehnten Jahrhunderts einen Namen gab und sie einordnete, werden sie einerseits gründlich und mühsam untersucht. Andererseits inspirieren sie oft wilde Phantasien, die nichts oder nur wenig mit wissenschaftlichen Tatsachen zu tun haben. Die Begeisterung für Dinosaurier ebbte im Verlauf des zwanzigsten Jahrhunderts deutlich ab, doch sie erlebte eine Renaissance in den Sechzigerjahren, als wissenschaftliche Kontroversen das überkommene Bild der Dinosaurier veränderten - manche Arten waren alles andere als träge Riesen, sondern agile Jäger, soziale Wesen und womöglich sogar warmblütig.

Und dann kamen Michael Crichtons "Jurassic Park" und Steven Spielbergs Verfilmung des Stoffs. Kein anderer Roman oder Film hatte einen vergleichbaren Einfluss auf die Wissenschaft, die in ihm fiktionalisiert wurde. Bis heute wirkt sich das ganze Franchise auf die Art und Weise aus, wie Dinosaurier der Öffentlichkeit präsentiert werden. Und dies, obwohl "Jurassic Park" in seinen inzwischen sechs filmischen Fassungen nicht in allen Aspekten mit der wissenschaftlichen Entwicklung Schritt gehalten hat. Wie Elizabeth D. Jones in ihrem Buch beschreibt, steht ein Forschungsfeld jedoch in einem überaus interessanten Verhältnis zu "Jurassic Park" - die Forschung an alter DNA, den Resten von Erbmolekülen aus toten Organismen.

Die Verbindungen zwischen alter DNA, Dinosauriern und der Wiederauferstehung ausgestorbener Arten wurden schon vor "Jurassic Park" erörtert. Evolutionsbiologen begannen in den Sechzigerjahren damit, molekulare Daten zu nutzen, um die evolutionären Beziehungen zwischen Arten zu untersuchen. Dabei waren sie auf Eiweiß- und DNA-Moleküle von heute existierenden Arten angewiesen. Alte DNA aus Fossilien zu gewinnen war eine Idee, die in den Achtzigerjahren in einigen Labors, vor allem von Allan Wilson in Berkeley, verfolgt wurde. Erste Versuche wurden 1983 an in Bernstein erhaltenen Insekten durchgeführt, doch sie wurden nie veröffentlicht.

Die Forscher widmeten sich nun einem Tier, das erst im späten neunzehnten Jahrhundert ausgerottet worden war, dem Quagga, einer mit Zebras verwandten Art. Es gelang ihnen schließlich, kleine DNA-Fragmente aus einem hundertvierzig Jahre alten Präparat zu isolieren, zu sequenzieren und zu zeigen, dass das Quagga eine Unterart des Steppenzebras war. Schon hier war die Möglichkeit, diese Art wiederauferstehen zu lassen, eine Motivation des Projekts.

Zur gleichen Zeit arbeitete Svante Pääbo in Schweden an der Gewinnung alter DNA aus menschlichen Mumien, was ihm 1984 schließlich auch gelang. Alte DNA zu isolieren und zu analysieren blieb jedoch immer noch mehr ein Glücksspiel als eine standardisierte Methode. 1986 stellte Kary Mullis die Polymerase-Kettenreaktion vor, und diese Technologie sollte die Molekularbiologie als Ganzes und auch die Forschung an alter DNA revolutionieren. Die zuverlässige Vervielfältigung der kleinen Fragmente alter DNA und auch ihre Analyse wurden zu Standardverfahren, während die Gewährleistung der Reinheit der Proben weiterhin eine große Herausforderung blieb.

In diese Zeit, als sich Forschung an alter DNA als eigenständiges Feld etablierte, platzte 1990 die Veröffentlichung von Michael Crichtons "Jurassic Park". Seither werden öffentliche Erwartungen an dieses Forschungsfeld von einem Science-Fiction-Thriller geprägt, der existierende Technologie auf oberflächlich plausibel wirkende Weise extrapoliert. Die meisten Wissenschaftler distanzierten sich von der in "Jurassic Park" etablierten Erzählung, nutzten aber die Popularität von Roman und Film, um die öffentliche Wahrnehmung ihrer Arbeiten zu fördern.

Die Gewinnung und Analyse alter DNA aus Fossilien wurde fortan zu einem Spektakel, das die breite Öffentlichkeit und auch das Fachpublikum fesselte. Die angesehene Wissenschaftszeitschrift "Nature" veröffentlichte eine Arbeit über DNA aus einem 135 Millionen Jahre alten Käfer einen Tag vor der Premiere von Spielbergs Film - was natürlich kein Zufall war. Es war auch kein Zufall, dass dann einige eher spekulative Forschungsanträge durch die notorisch schwierig zu überzeugende National Science Foundation positiv beschieden wurden.

Elizabeth Jones greift in ihrer Darstellung auf den Begriff der "Kontamination" zurück. Bei ihr beschreibt er zum einen die Angst der Wissenschaftler vor der Verunreinigung alter durch neue DNA, aber zum anderen auch die Sorge, dass die mediale Aufmerksamkeit die Glaubwürdigkeit des Forschungsfeldes beschädigen könnte. So erzählt sie, welche Chancen und Risiken der Wirbel um alte DNA den Wissenschaftlern brachte, die häufig Anstifter der Medienkampagnen waren; und sie zeigt, welche Ansprüche Wissenschaftler in Einklang bringen müssen: Bei einem Hype mitzumischen mag zwar einen Zuwachs an Reputation und mehr Forschungsgelder bedeuten, kann aber auch Zweifel an den Resultaten aufkommen lassen. Selbst Romane und Filme, das zeigt dieses Buch, können jedenfalls Einfluss nehmen auf Forschungsthemen und die Motivation von Wissenschaftlern. THOMAS WEBER

Elizabeth D. Jones: "Ancient DNA". The Making of a Celebrity Science.

Yale University Press, New Haven 2022. 288 S., geb., 36,- Euro.

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