Die Schaffung von Einheit ist die wichtigste Aufgabe von Natio-nenbildungen. Dazu gehört die Konstruktion einer gemeinsamen Geschichte, gehören Herkunftsszenarien und Gründungsväter. Die abstrakte nationale Einheit wird auf diese Weise als familiäre darstellbar. Irritieren muss, dass zur Zeit nationaler Einheitsbestrebungen im deutschsprachigen Raum des 19. Jahrhun-derts in der Literatur eine gegenstrebige Bewegung zu beobachten ist: Zugehörigkeiten verwirren sich, in Familiengeschichten herrscht Unklarheit über die richtige Herkunft. Esther Kilchmann geht diesem Widerspruch nach und konfrontiert Texte von Heine, von Droste-Hülshoff und Gotthelf mit den Narrativen der sich eben etablierenden national-historischen Wissenschaften, v.a. der Germanistik.
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