Doktorarbeit / Dissertation aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Germanistik - Literaturgeschichte, Epochen, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Sprache: Deutsch, Abstract: Die vorliegende Dissertation von Frau Eva Muelhens verschafft einen tiefgreifenden Einblick in das Leben und Wirken ihres Großvaters Ludwig Mathar. Damit leistet sie einen wertvollen Beitrag zur Entschlüsselung dessen literarischen Werkes im historischen Kontext der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Neben der lückenlosen Dokumentation und intensiven Beleuchtung des schriftstellerischen Schaffens Ludwig Mathars, setzt sich die Dissertation auch offen und schonungslos mit den vermeintlich dunklen Seiten im Lebenslauf des Literaten aus Monschau auseinander. Frau Mülhens zeichnet das Bild eines Mannes, der in seinen zahlreichen Erzählungen, Romanen, Reiseberichten und Landschaftsbeschreibungen stets den Blick auf das Schöne in Stadt, Land und nicht zuletzt der Heimat hervorhob. Dem gegenüber finden sich in den Auszügen aus seinem Tagebuch eine Vielzahl an Relativierungen und fragwürdigen, fast naiven Passagen zur Schilderung der Realität des Krieges. Die Aufschlüsselung dieses augenscheinlichen Widerspruchs zwischen dem Schriftsteller Mathar, der früh den Wert eines europäischen Miteinanders erkannte und dem mitunter völkisch argumentierenden NSDAP-Mitglied Mathar, das die Landung der Alliierten als "Anfang vom Ende" bezeichnete, trägt ohne jeden Zweifel zum großen Wert der vorliegenden Dissertation bei. Gleiches gilt für die Auseinandersetzung mit Begriffen wie "Heimat", "Grenze" oder "Identität". Betrachten wir die großen Debatten der heutigen Zeit, den entbrannten Kampf über die Deutung ebendieser und weiterer Begrifflichkeiten, so ist vorliegende Dissertation als wichtiger, aktueller Beitrag zu verstehen. Es ist sicherlich spannend und zugleich erhellend, darüber zu sinnieren, wie Ludwig Mathar sich in die Debatte um Zuwanderung, die europäische Krise und deren Auswirkungen auf das Verständnis der genannten Begrifflichkeiten im Jahre 2016 eingebracht hätte. Betrachten wir überdies sein Werk, so stellen wir fest, dass Ludwig Mathar nicht nur mit Stolz auf die Schönheit seiner Heimat und anderer Regionen blickte, sondern das ländliche Gebiet auch als wichtigen ökonomischen Faktor für die Prosperität des Staates erkannte. Projiziert auf die heutige Zeit scheint die Annahme, er hätte sich aus innerer Überzeugung für regionale, ländliche Wertschöpfung und Entfaltungsmöglichkeiten eingesetzt, nicht allzu weit hergeholt. Auch vor diesen Hintergründen ist die Dissertation aktuell und den Horizont facettenreich erweiternd. [...]
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