Selbsttötungen sind Realitäten. Nach Michel Foucault machen Diskurse Phänomene zu dem, wovon gesprochen wird. Damit wird Wirklichkeit vereindeutigt, wo Irritation und Beunruhigung droht. Wissen und "Wahr-heiten" über Selbsttötung sind keine ontologischen oder selbstverständlichen Gewissheiten, sondern gesellschaftliche Gemachtheiten. Diskursen, die Suizid als krankhaftes Phänomen darstellen, wird in ihrer Genealogie nachgegangen: der Vorgeschichte, den Entstehungsbedingungen und Differenzierungen, in ihrer historischen Situiertheit. Mithin wird gezeigt, wie Diskurse über ihre Machtanbindung und institutionelle Umsetzungen praktische Wirkungen hervorbringen und somit Wirklichkeiten konstituieren.Untersuchungsfelder sind die europäische Suizid-Diskurs-Geschichte und das aktuelle Feld der Suizidprävention in Österreich. - Insbesondere in der Gegenwartsanalyse wird ausgelotet, wie sich die institutionellen Praktiken des Sprechens und Handelns rund um Suizid in den letzten 40 Jahren verändert haben: die Theorien, die Akteure, die Machtverhältnisse. Kontinuitäten und Grenzen aktueller Diskurse werden reflektiert, sowie die Adressierungen: inwieweit sich aktuelle Diskurse und Praktiken mit Kategorien sozialer Ungleichheit oder Geschlecht brechen oder verschränken. Ein Bemühen um Selbstaufklärung und ein reflektierendes Kreisen rund um ein ambivalentes Thema zieht sich konsequent durch die Arbeit. Wissen und Wirklichkeiten rund um Selbsttötung werden durchforstet und Leitdiskurse und institutionelle Umsetzungen in ihren Gewissheitsbehauptungen problematisiert. Nicht Antworten und neue Wahrheiten sind zu haben, sondern ein Hinterfragen machtgeleiteter gesellschaftlicher Interpretationen und Interventionen ... und eine Einladung zur Ausweitung der Diskurs- und Sprachräume.
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