Der bosnische Schriftsteller Faruk Šehić gilt als einer der bedeutendsten Vertreter der postjugoslawischen Literatur. Schmerz, Trauer und Enttäuschung haben sich in die Gedichte eingeschrieben, die der Band Meine Flüsse versammelt. Die jüngste Geschichte, der Krieg, aber auch Exil und Erinnern/Vergessen spiegeln sich in den vier Flüssen Una, Drina, Loire und Spree wider aber auch in den Bildern von "Jenseits des Flusses", wie ein fünftes Kapitel heißt. "Ich bin überzeugt, dass dies einer der besten Gedichtbände ist, die in unsrer Sprache in letzter Zeit geschrieben wurden. Auch wenn es nicht das vollkommenste Buch ist, ist es wie ein Wildbach, ein Gewässer, wo es unmöglich ist, ihm gegenüber gleichgültig zu bleiben", schrieb der Kritker Vladimir Arsenić über dieses Buch.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Schwermütige und doch überraschende Gedichte findet Rezensent Jörg Plath im neuen Gedichtband des Bosniers Faruk Sehic: Um Flüsse geht es, aber nicht unbedingt im naturnahen Sinne, sondern um ihre Bedeutung für Kriege. Sehic ist Überlebender des Bosnienkrieges. An der Una und an der Drina wurde gekämpft, sie fließen "schnell wie ein gedanke an die geliebte person" und sind doch "Wassergrüfte für Menschen und Schiffe", heißt es. Zwischen Melancholie und Schockwirkung schwanken die Poeme, die auch von Plastikhalteschlaufen erzählen, die in U-Bahnen zum Festhalten dienen, "wie Schlingen" von der Decke hängen, bereit, jemanden aufzuhängen, schreibt der beeindruckte Rezensent.
© Perlentaucher Medien GmbH
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