Felix Blaser, Schriftgelehrter evangelischer Ausrichtung, untersucht in dieser theologischen Arbeit das Scheidende wie das Gemeinsame zwischen der dogmatischen Deutung der 'Auferstehung' und der Deutung derer durch den Schriftsteller Patrick Roth in dessen Novelle "Riverside".
Dazu bietet Blaser
zunächst eine dreifache Analyse des Rothschen Werkes und stellt dessen Auferstehungsverständnis…mehrFelix Blaser, Schriftgelehrter evangelischer Ausrichtung, untersucht in dieser theologischen Arbeit das Scheidende wie das Gemeinsame zwischen der dogmatischen Deutung der 'Auferstehung' und der Deutung derer durch den Schriftsteller Patrick Roth in dessen Novelle "Riverside".
Dazu bietet Blaser zunächst eine dreifache Analyse des Rothschen Werkes und stellt dessen Auferstehungsverständnis heraus: "Wiedererkennen, das ist der Augenblick der Auferstehung des einen im anderen". Das klingt nicht theologisch fundiert. Ein umfassender Vergleich der Novelle und der Bibelstellen durch Blaser hat denn auch "eine ungleich reichhaltigere Verdichtung des Motivs in den biblischen Schriften ergeben, die insbesondere in ihrer Thematisierung der Auferstehung Jesu und der Auferstehung der Toten am Ende der Zeiten in Riverside keine Entsprechung fand" (S.163). So stellt sich Blaser am Ende "die Frage nach der Angemessenheit der Begriffsverwendung" durch Roth (S.166). Immerhin nennt er danach Ansätze einer biblisch orientierten Reformulierung der 'Auferstehung', kommt jedoch zu keiner Neufindung des Lebens.
Formal gesehen ist das Buch hochwertig. Die Arbeit Blasers ist ausführlich, gründlich und in erfreulich ansprechendes Deutsch gefasst, das ohne abgestandene Phrasen auskommt. Inhaltlich ist Felix Blaser wenn auch schuldlos an den Hürden der eigenen Fakultät gescheitert, zu einer spirituelleren Auferstehungseröffnung zu gelangen. Das Christus-verständnis ist immer am Menschenverständnis orientiert; so eingeschränkt dies ist, so fehlerhaft und unzulänglich bleibt jenes. So lange Menschen (einerlei welcher (Trennungs-)Kirchenzugehörigkeit) sich nicht auf ihre Weltdeutungsgründe besinnen, werden sie immer glauben, die (von ihnen nur erdeutete) Welt sei wahr und mit der Schöpfung letztlich selbig. Somit scheinen auch der Mensch als Körperperson und sogar der Christus als eine Person (wenn auch mit zwei Naturen in sich) mit Namen 'Jesus' wahr zu sein. Die Auferstehung, die der CHRISTUS (körperlos und körperglaubenlösend) LEBT und IST, wird demzufolge einerseits zu der körperlichen Wiedererscheinung Jesu und anderseits zu der Wiederaus-stattung Gestorbener mit einem neuen Körper im Jenseits umgedeutet, um die ego-morphische Grunddeutung des Menschen als körperlicher Person nicht in Frage stellen zu müssen, denn der Körper ist des verlorenen Sohnes "Beweis" für die "Wahrheit" seines beträumten In-der-Fremde-Seins, also in der (unwahren weil unmöglichen) Getrenntheit vom Vater, die er aber als seinen größten Schatz nicht zur Vergebung freigibt. Welch ungeheuere weltdeutungsfügende Anmaßung auf diese Weise pseudowissenschaftlich vollzogen wird, bleibt solches Glaubenden dunkel, weil die gedankliche Annäherung daran ihnen verboten zu sein scheint: unumgänglich fiele sie wider Dogma, Katechismus oder zumindest wider die katechistisch besiegelte Deut- und Denkgewohnheit aus.
Ebenso bleibt stets ununtersucht, wieso der Christus das Leben ist, zugleich aber das körperliche vergängliche Dasein in der Welt eben so als das "Leben" gelten könne und bedenkenlos so benannt werde, nach dessen körperlichem Ende der an das ewige Leben glaubende Mensch 'tot', sprich: leblos sei. Wer erlöst die Theologen endlich aus ihrer babylonischen Wortverwirrung?
Unter 'Auferstehung', 'Totenerweckung', 'Neugeburt' und 'Wiedergeburt' müsste klarer geschieden werden: Wenn die Aufforderung, die Toten ihre Toten begraben zu lassen, sinnvoll sein soll, dann sind diese Toten keine Gestorbenen. Ergo ist der 'Tod' als etwas Anderes zu denken denn als das 'Sterben' oder die 'Gestorbenheit'. Eingedenk des ewigen Lebens kann der Name 'Tod' nur einen fundamentalen Glaubensirrtum des verlorenen Sohnes nennen, nämlich den, ein sterblicher Körper und nur dieser zu sein. Muss er diesen Irrtum erst nach dem Sterben bemerken? Wer sagt also, dass der Mensch erst nach dem Sterben aus dem Tode auferstehen möge? "Weckt Tote auf!" heißt: weckt an denTod Glaubende aus dem falschen Glauben auf!