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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.08.2005

Deutsche Dirndl
Ein Weltatlas mit weißen Flecken

Selbst die kaiserlichen "Blüten der Gelehrsamkeit" konnten Jim Knopf nicht erklären, wo der Gelbe Fluß entspringt. Hätte es im lummerländischen Kaufladen von Frau Waas schon den großformatigen Ravensburger Weltatlas gegeben, wäre dagegen eine Antwort möglich gewesen: Ein Blick ins umfangreiche Register - freilich nicht unter G, sondern erst unter H wie "Huang He" - führt zur passenden Seite. Dort finden sich auf einer reliefartigen Ostasien-Karte der gesamte Stromverlauf und auch eine Erklärung zum Gelben Fluß.

Diese Kombination aus anschaulichen Illustrationen und knappen Informationen liefert vorneweg zunächst das geographische Grundwissen. Im Hauptteil folgen dann Porträtskizzen von einzelnen Staaten oder globalen Großräumen. Viele physisch und thematisch gestaltete Karten leisten dabei gute Orientierungshilfe. Die Natur, Wirtschaft, Kultur und Geschichte werden kurz charakterisiert, ebenso wichtige Personen und Orte. All diese Zahlen, Daten und Fakten in kleinen Textblöcken ergeben aneinandergereiht ein weitgehend brauchbares Länder-Lexikon für Kinder. Zusätzlich bieten eingestreute Superlative aus den verschiedenen Bereichen noch Schmökerstoff zum Staunen.

Erstaunt ist man allerdings auch über einige Mängel in dieser Lizenzausgabe aus dem Amerikanischen. Was etwa zu Deutschland zu sehen und zu lesen ist, entspricht eher den Klischeevorstellungen mancher amerikanischer Touristen: Dirndltracht, Bierkrug und Oktoberfest, Märchenkönig und Schloß Neuschwanstein. Zudem entdeckt man ein paar fehlerhafte Angaben: Napoleon kam nicht 1789, sondern 1799 an die Macht; und Katharina die Große war keineswegs mit Zar Peter dem Großen verheiratet. Was gleichfalls stört, ist das teils schlechte Zusammenspiel zwischen Texten und Karten. So werden auf der Frankreich-Seite die Höhle von Lascaux und das Loire-Schloß Chambord ausführlich vorgestellt, auf der Karte daneben aber sind sie nicht markiert. Auf dem Ostasien-Doppelblatt wird die Verbotene Stadt samt Notiz farbig präsentiert; wo diese chinesische Sehenswürdigkeit jedoch liegt, dazu bleibt der Ravensburger Weltatlas leider ähnlich schweigsam wie die "Blüten der Gelehrsamkeit".

WERNER HORNUNG

Ursula Klocker (Redaktion), Wolfgang Hensel (Übersetzung): "Der große Ravensburger Weltatlas". Buchverlag Otto Maier, Ravensburg 2005. 176 S., geb., 19,95 [Euro]. Ab 10 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Kartografisch hat Rezensent Werber Hornung an diesem Kinderatlas wenig auszusetzen. Denn eine "Kombination aus anschaulichen Illustrationen und knappen Informationen" liefert den jungen Lesern aus seiner Sicht zunächst das "geografische Grundwissen". Auch die Porträtskizzen einzelner Staaten und globaler Großräume im Hauptteil bieten aus seiner Sicht gute Orientierungshilfen an. Zusammen mit kurzen Charakterisierungen von Natur, Wissenschaft, Kultur und Geschichte der Regionen und Länder ergibt sich so für ihn ein "brauchbares Länder-Lexikon für Kinder". Problematisch wird es für Hornung dann aber bei einzelnen Länderinformationen dieser Lizenzausgabe aus dem Amerikanischen, die er eher den "Klischeevorstellungen mancher amerikanischer Touristen" entsprechen sieht. Auch stört ihn das "schlechte Zusammenspiel" von Texten und Karten.

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