Theateraufführungen im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert waren ohne die Beteiligung von Musik quasi undenkbar. So allgegenwärtig die Komposition von originären Schauspielmusiken, die standardmäßige musikalische Umrahmung von Theaterabenden und die Vielzahl von Bühnenformen zwischen Musik- und Sprechtheater auch waren, so wenig Beachtung hatte diese alltägliche Praxis lange Zeit seitens der Musikwissenschaft erfahren. Doch gerade angesichts der Selbstverständlichkeit von Musik im Theater drängt sich die Frage auf, welche Funktionen die vielfältigen musikalischen Formen im Schauspielkontext einnahmen. Welche dramaturgischen, ästhetischen und aufführungspraktischen Absichten wurden mit der Musik verfolgt? Welche Publikumserwartungen bedient?Die vorliegende Studie zum Hamburger Stadttheater geht diesen Fragen am Beispiel von 80 Jahren Spielbetrieb einer der bedeutendsten deutschsprachigen Theaterunternehmungen ihrer Zeit auf den Grund. Auf Grundlage einer Auswertung des exzeptionellen Quellenmaterials aus dem Theaternachlass wird erstmals eine Rekonstruktion und Analyse des Hamburger Repertoires sowie dessen Einordnung in die zeitgenössischen ästhetischen Diskurse vorgenommen.