"Historismus" ist ein Kernbegriff des wissenschaftsgeschichtlichen Diskurses in Deutschland, eine Art Leitfaden in der Geschichte der Geschichtswissenschaft und für die Ideengeschichte der allgemeinen kulturellen Bedeutung der Historie. Doch auch wenn die Auseinandersetzung mit dem Historismus immer wieder Anlaß zur Selbsteinschätzung, zur Kritik und zur Revision historischen Denkens bietet, ist keineswegs eindeutig, was diese Denktradition eigentlich ausmacht. Bis in die sechziger Jahre hinein galt der Historismus in der Tradition Friedrich Meineckes als Ausdruck der verstehenden Kulturwissenschaften des 19. Jahrhunderts und wurde sogar als zukunftsfähig angesehen, bis die stark strukturgeschichtlich orientierte "moderne" Geschichtswissenschaft dies in Frage stellte. Seit nun auch dieser Zweig der Historie in die Kritik geraten ist, steht der Historismus als Konzept erneut in der Diskussion.