Studentische Proteste haben vielfältige Ursachen: hochschulpolitische Problemstellungen, universitäre Reformpläne oder Verschlechterung der finanziellen Situation. In Deutschland löste die Einführung von Studiengebühren vor allem in den Jahren 2005 und 2006 Protestaktionen aus. Dennoch sind deutsche Studenten in ihrem Protestverhalten vergleichsweise zurückhaltend: In Frankreich sind die Streiks der Studenten konsequent, geschlossen und traditionsreich. Diese Studie vergleicht die Studentenproteste aus dem Jahr 2006 miteinander. Gegenstand des Vergleichs ist der Protest der deutschen Studenten gegen die Einführung von Studiengebühren und der Protest französischer Studenten gegen den "Contrat première embauche", der die Abschaffung des Kündigungsschutzes in den ersten beiden Arbeitsjahren vorsah. Anhand mehrerer Faktoren untersucht die Autorin, warum zwischen den Protesten französischer und deutscher Studenten solch erhebliche Unterschiede herrschen. Welche Rolle spielt die politische Partizipation? Inwiefern prägen Massenuniversitäten und drohende Arbeitslosigkeit das Verhalten der Studenten? Welchen Einfluss nehmen veränderte Wertorientierungen auf die Protestneigung? Abschließend setzt sich die Autorin mit der Frage auseinander, ob französische Zustände an deutschen Universitäten möglich seien.