Was treibt einen Menschen immer wieder nach Afrika? Was geht in ihm vor, wenn er ohne Grund, Dauer und Ziel seines Aufbruchs zu erahnen, ein letztes Mal die Tür zum Bekannten schließt und sich fast schwerelos ins Ungewisse treiben lässt? Kay Schaefers Reiseroman trägt die Handschrift eines rastlosen Grenzgängers zwischen Europa und Afrika. Der Autor ist für seinen Debüt-Roman auf der Leipziger Buchmesse 2006 mit dem BOD AutorenAward ausgezeichnet worden
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.12.2006Da, wo die Trommeln schlagen
Der Kölner Tropenmediziner und Ausstellungsorganisator afrikanischer Kunst Kay Schaefer hat seine diversen beruflichen und biographischen Reisebegegnungen, medizinischen und gesellschaftlichen Diagnosen und Kulturkontakte zu einem Roman verarbeitet. In einem reisephilosophischen Zirkelschluß läßt der Autor die Stationen Sudan, Kenia, Mali, Köln Revue passieren, wobei die äußere Reise des Kulturenpendlers zwischen Rhein und Nil in eine innere und die Idee einer "Lebensreise" mündet. Eindrücklich beschreibt Schaefer, der sein Buch über das persönliche Erleben hinaus mit Zitaten aus Klassikern der Reiseliteratur und aktuellen politischen Informationen unterfüttert, den bürgerkriegsgeplagten Sudan als "Land voller Kontraste" im Spannungsfeld der Rassen, Ressourcen und Religionen. Die elementare Polarität Afrikas zwischen Siechtum und Vitalität tritt auch in der pittoresken und zugleich morbiden Beschreibung des Markts von Djenné in Mali zutage. Wegen der von ihm in Afrika konstatierten Konfliktenergie und individuellen sowie institutionellen Krankheitssymptomen wie Korruption oder Prostitution gerät Schaefers Erzählung selten ins Schwärmerische, manchmal allerdings in die Mystifizierungsfalle, wenn er allzuoft Orte mit "dämonischen Kräften", mit positiver und negativer Energie auszumachen glaubt. Einen breiten Raum nimmt das Thema Aids in Schaefers Afrika-Studie ein. So schildert er den Widerstand konservativer Kräfte, die nach der Kolonialisierung eine "Kondomisierung" Afrikas befürchten ebenso wie aufklärerische künstlerische Projekte. Seine zwischen Tagebuch und Tagtraum oszillierenden Afrikareminiszenzen kreisen immer wieder um Ruhe, Rastlosigkeit, Nomadentum, migratorische Unruhe und den "Fluchtpunkt aller Aufbrüche". Dabei führt er den Haß der Gesellschaft auf die Nomaden auf ihr Erinnerungspotential an die Ursprünge des Menschen zurück. Kay Schaefers Buch ist fernab vom Klischee des "edlen Wilden" ein nicht blind zivilisationskritischer, sondern gerade in der Komplexität seiner Ansätze der Afrika-Erfahrung um so authentischer wirkender Reiseroman.
sg
"Ruhe in der Rastlosigkeit" von Kay Schaefer. BOD Verlag, Norderstedt 2006. 180 Seiten. Gebunden, 14,90 Euro. ISBN 3-8334-2268-8.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Der Kölner Tropenmediziner und Ausstellungsorganisator afrikanischer Kunst Kay Schaefer hat seine diversen beruflichen und biographischen Reisebegegnungen, medizinischen und gesellschaftlichen Diagnosen und Kulturkontakte zu einem Roman verarbeitet. In einem reisephilosophischen Zirkelschluß läßt der Autor die Stationen Sudan, Kenia, Mali, Köln Revue passieren, wobei die äußere Reise des Kulturenpendlers zwischen Rhein und Nil in eine innere und die Idee einer "Lebensreise" mündet. Eindrücklich beschreibt Schaefer, der sein Buch über das persönliche Erleben hinaus mit Zitaten aus Klassikern der Reiseliteratur und aktuellen politischen Informationen unterfüttert, den bürgerkriegsgeplagten Sudan als "Land voller Kontraste" im Spannungsfeld der Rassen, Ressourcen und Religionen. Die elementare Polarität Afrikas zwischen Siechtum und Vitalität tritt auch in der pittoresken und zugleich morbiden Beschreibung des Markts von Djenné in Mali zutage. Wegen der von ihm in Afrika konstatierten Konfliktenergie und individuellen sowie institutionellen Krankheitssymptomen wie Korruption oder Prostitution gerät Schaefers Erzählung selten ins Schwärmerische, manchmal allerdings in die Mystifizierungsfalle, wenn er allzuoft Orte mit "dämonischen Kräften", mit positiver und negativer Energie auszumachen glaubt. Einen breiten Raum nimmt das Thema Aids in Schaefers Afrika-Studie ein. So schildert er den Widerstand konservativer Kräfte, die nach der Kolonialisierung eine "Kondomisierung" Afrikas befürchten ebenso wie aufklärerische künstlerische Projekte. Seine zwischen Tagebuch und Tagtraum oszillierenden Afrikareminiszenzen kreisen immer wieder um Ruhe, Rastlosigkeit, Nomadentum, migratorische Unruhe und den "Fluchtpunkt aller Aufbrüche". Dabei führt er den Haß der Gesellschaft auf die Nomaden auf ihr Erinnerungspotential an die Ursprünge des Menschen zurück. Kay Schaefers Buch ist fernab vom Klischee des "edlen Wilden" ein nicht blind zivilisationskritischer, sondern gerade in der Komplexität seiner Ansätze der Afrika-Erfahrung um so authentischer wirkender Reiseroman.
sg
"Ruhe in der Rastlosigkeit" von Kay Schaefer. BOD Verlag, Norderstedt 2006. 180 Seiten. Gebunden, 14,90 Euro. ISBN 3-8334-2268-8.
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