Inhaltsangabe:Einleitung: Die vorliegende Arbeit widmet sich der ganzheitlichen Philosophie des Novalis, in welcher dieser danach strebt, kraft seines magischen Idealismus alle noch so gegensätzlich erscheinenden Phänomene der menschlichen Natur zu einer Harmonie zu vereinigen. Diese Arbeit soll ihren Beitrag dazu leisten, die tiefsitzende Sehnsucht jener wahrheitsliebenden Menschen zu befriedigen, die sich bisher in dieser Welt von ihrer harmonischen geistigen Heimat getrennt fühlten und darunter litten. Die Fragmente des Novalis bilden die Hauptgrundlage dieser Arbeit. In vorwiegend kurzen und wenigen Sätzen behandelt Novalis in ihnen mannigfaltige philosophische Gedanken. Was diese Fragmente so spannend macht, ist der lebendige Wechsel zwischen den Themen und den Perspektiven der Betrachtungsweise. In all ihrer Mannigfaltigkeit laufen sie alle auf einen gemeinsamen harmonischen Ursprung zu, der überall in den Fragmenten durchleuchtet. In einigen Fragmenten ist sich Novalis eines philosophischen Gedankens noch nicht völlig sicher, und der Leser wird Zeuge, wie er sich durch den Prozeß des Niederschreibens Klarheit zu verschaffen sucht. Dadurch regt er den Leser indirekt zur Selbsttätigkeit und zum Bilden einer eigenen Philosophie an: "Man studiert fremde Systeme um sein eignes System zu finden. Ein fremdes System ist der Reiz zu einem eignen." Die kurze Form der Fragmente macht ihre Schwierigkeit und dadurch ihren rätselhaften Reiz aus. Sie sind Zeugnis von der Beweglichkeit des Geistes von Novalis und seiner kindlich anmutenden Neugierde, jeder denkbaren und auch nicht-denkbaren Erscheinung auf den Grund zu gehen. Sie erscheinen wie bunt zusammengewürfelte Hieroglyphen, deren Zusammenhang oft nicht direkt erkennbar ist. Einigen seiner Fragmentsammlungen gab er poetisch klingende Überschriften wie z.B. "Blütenstaub." Und in der Tat erscheinen seine Fragmente wie einzelne Samenkörner, von denen einige im Geiste des Lesers auf fruchtbaren Boden fallen und zu ihrem Sinn erblühen. Novalis selbst schreibt über seine Fragmente: "Fragmente dieser Art sind literärische Sämereien. Es mag freilich manches taube Körnchen darunter sein - indes wenn nur einiges aufgeht." Weniger bescheiden, sondern jugendlich selbstbewußt und provokativ wendet er sich ein anderes Mal direkt an den Leser: "Wer Fragmente dieser Art beim Worte halten will der mag ein ehrenfester Mann sein - nur soll er sich nicht für einen Dichter ausgeben. Muß man denn immer bedächtig [...]
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