Martin Walsers Werk wurde in der Forschung bis heute vornehmlich in Abhängigkeit von Themen des Ironiebegriffs, des Antisemitismus oder der Vergangenheitsbewältigung bewertet, ohne jedoch das in den letzten beiden Jahrzehnten aufblühende Forschungsfeld der Materiellen Kultur zu berücksichtigen. Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, das literarische Wissen von Dingen, dinglicher Akteursqualität, dinglich-menschlicher Assoziationen sowie die Repräsentation literarischer Beobachtung der Dingwelt und des in sich verflochtenen Zusammenspiels von Mensch und Ding im Erzählwerk Martin Walsers aufzuzeigen. Vor dem theoretischen Hintergrund von Theodor W. Adornos, Walter Benjamins und Bruno Latours Dingkonzeptionen setzt die dialektisch-textimmanent verfahrende Studie sich mit drei ausgewählten Werken Martin Walsers auseinander: In Walsers Debütroman 'Ehen in Philippsburg' (1957) treten die Dinge und die mit ihnen verdinglichenden Prozesse als soziale, vor allem als sozial feindliche Akteure auf. In Walsers Roman 'Die Verteidigung der Kindheit' (1991) kommt den Dingen in Identitätsstiftungsprozessen konkrete Bedeutung zu, sei es als Gegenstand des Alltags, sei es als Musikinstrument oder sei es als Erinnerungsauslöser. In Walsers Novelle 'Mein Jenseits' (2010) wohnt den Dingen eine Glaubensproduktionsfähigkeit inne insofern, als sie Transzendenzen repräsentierbar machen können.
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