Über die Gesinnungskontrolle der NSDAP-Kreisleitungen und ihrem Versuch, die »Volksgemeinschaft" herzustellen. Nach der Machtübernahme wuchsen in der NSDAP rasch Zweifel, ob sich die »Volksgenossen" aus Überzeugung, Indifferenz oder Opportunismus konform verhielten. Die Parteileitung formulierte daher Verhaltensanforderungen an die »arische" Bevölkerung, die sich auf immer größere Bereiche erstreckten - sowohl im Privat- als auch im Berufsleben. Mit der Umsetzung vor Ort waren die NSDAP-Kreisleitungen und ihre Funktionäre beauftragt, sie sollten die Einhaltung dieses dynamischen Normenkatalogs der »Volksgemeinschaft" kontrollieren und damit gewährleisten, dass nur ideologisch konforme »Volksgenossen" in staatlichen Institutionen Karriere machten, Sozialleistungen oder öffentliche Auszeichnungen erhielten. Die Autorin zeigt am Beispiel der Universitätsstadt Göttingen, wie die NSDAP anhand der Parteigutachten Personalpolitik und Amtspraxis von Universität und Stadtverwaltung beeinflusste, wobei auch alltägliche Beobachtungen der Funktionäre in die Bewertungen mit einflossen. Das steigende Ausmaß der Beurteilungen überforderte die lokalen Parteiapparate bald und führte zu einer Mischung aus Willkür und bürokratischem Schein, aus der die Gutachten schließlich ihre Wirkungsmacht bezogen.