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Keine Wand ist zu steil, kein Berg zu hoch und kein Abenteuer zu gefährlich. Die deutschen Extremkletterer Stefan Glowacz und Holger Heuber sind für ihre spektakulären Expeditionen in sämtliche Teile der Welt bekannt. Doch was steckt eigentlich hinter solch gewaltigen Abenteuern? Dieses Making-of-Buch zum Film "Jäger des Augenblicks" (inklusive Film-DVD) zeigt, wie Stefan Glowacz und Holger Heuber sich auf die Erstbegehung des sagenumwobenen Tafelbergs Roraima im Dreiländereck von Brasilien, Venezuela und Guyana vorbereiten und sich dabei zunächst tagelang durch den Dschungel kämpfen und ohne…mehr

Produktbeschreibung
Keine Wand ist zu steil, kein Berg zu hoch und kein Abenteuer zu gefährlich. Die deutschen Extremkletterer Stefan Glowacz und Holger Heuber sind für ihre spektakulären Expeditionen in sämtliche Teile der Welt bekannt. Doch was steckt eigentlich hinter solch gewaltigen Abenteuern?
Dieses Making-of-Buch zum Film "Jäger des Augenblicks" (inklusive Film-DVD) zeigt, wie Stefan Glowacz und Holger Heuber sich auf die Erstbegehung des sagenumwobenen Tafelbergs Roraima im Dreiländereck von Brasilien, Venezuela und Guyana vorbereiten und sich dabei zunächst tagelang durch den Dschungel kämpfen und ohne Strom, fließendes Wasser oder Dach über dem Kopf auskommen müssen. Vor allem aber gibt es auch Einblicke in den Dreh zu "Jäger des Augenblicks": Welche Ausrüstung muss man mitnehmen, um einen spektakulären Abenteuerfilm zu drehen? Wie viel Kameraleute sind mit in der Felswand? Dazu schaut das Buch auch hinter die Kulissen:
- Interviews mit Expeditionsteilnehmern und Kameramann
- O-Töne der Protagonisten: die Expedition aus Sicht von Koche, Expeditionsarzt und Träger
- kurze Insidergeschichten der Kletterer
Das Making-of-Buch ist damit ganz nah dran an Stefan Glowacz und Holger Heuber und zeigt die unvorstellbaren Anstrengungen, die mit einer solch waghalsigen Expedition verbunden sind.
Autorenporträt
Stefan Glowacz, viele Jahre lang Deutschlands erfolgreichster Wettkampfkletterer, gilt inzwischen als der Elder Statesman der Szene. Er spezialisiert sich heute auf Expeditionen zu schwierigen Wänden in abgelegenen Erdregionen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.06.2015

NEUES REISEBUCH

Manchmal liegt zwischen Erfolg und Fehlschlag nur ein Augenblick. Und manche Menschen fürchten diesen Augenblick nicht - sie jagen ihn. So wie Stefan Glowacz und Holger Heuber, zwei Bergsteiger, die den Roraima in Venezuela bezwingen wollten. Wie auch das komplette Kamerateam, das mit ihnen in den Seilen hing und jeden Meter der Reise aufzeichnete. Und wie Klaus Fengler, der Fotograf, der die außergewöhnliche Filmproduktion dokumentierte - und der den genau richtigen Moment vorausahnen musste, um ihn nicht zu verpassen.

"Jäger des Augenblicks" heißt der Bildband zum gleichnamigen Film. Gerade ist er erschienen, zwei Jahre nachdem die Doku durch die deutschsprachigen Kinos tourte. Das Buch gibt dem Projekt noch einmal eine neue Perspektive - indem er die der Kletterer, die der Filmer und seine eigene zusammenführt. Auch Fengler erzählt in seinen Bildern die Geschichte einer Idee und wie sie wirklich wurde - aber ohne Montage und Schnitt, sondern chronologisch-ungeschminkt, wie in einem Tagebuch.

Februar 2010, der Regenwald von Guyana. Es ist heiß und feucht, das T-Shirt klebt auf der Haut. Es ist der erste Versuch Stefan Glowacz', Holger Heubers und Kurt Alberts, von Norden aus den Tafelberg Roraima zu erreichen, dessen Ausläufer nach Guyana und Brasilien ragen; die Spitze liegt in Venezuela. Die Deutschen wollen "La Proa", den "Schiffsbug" des Berges erklettern: die 600 Meter hohe, überhängende Nordwand des Roraima-Tepui.

Vor dieser Aufgabe müssen sie allerdings 70 Kilometer Dschungel überstehen. Noch sind alle der 50 Teilnehmer des Trosses um die Bergsteiger dabei, sogar drei neue sind im letzten Indianerdorf dazugekommen - sie trauten der Expedition nicht, hielten sie für Goldgräber und schauen nun nach dem Rechten. Dauerregen, Schlamm und ungeplante Pausen zehren an den Nerven. Der Unterschied zwischen Abenteurern und Spitzensportlern: Der Sportler startet auf der Höhe seiner Fitness, die Bergsteiger aber haben schon viel von ihrer Kraft verbraucht, bevor es überhaupt drauf ankommt.

Viele aus dem Expeditionsteam kehren um, bevor sie den Fuß von "La Proa" erreichen. Die Indios frieren bei 15 Grad, und die Träger weigern sich, das Material über die letzte Steilstufe bis zum Anfang der Bergwand zu transportieren. Aus gutem Grund: "Wie in einem Alienfilm", beschreibt Fotograf Fengler in einem der Interviews des Bandes das Dickicht am Vorbau des Roraima. "Da fasst du rein und es macht ,pfscht'." Nicht mal der Boden ist zu sehen, zwischen den Kletterern und dem Berg: acht Meter Ranken. Aber sie schaffen es bis zur Wand.

Bis hoch zu deren Ende, hinauf auf das Roraima-Plateau, schaffen sie es nicht. Sieben Tage nur Gewitter, mitten in der Wand geht der Proviant aus, genauso wie die Kameras: Die Akkus sind leer. Die Bergsteiger zerstreiten sich mit dem Regisseur, und dann bricht sich Glowacz das Fersenbein - der Berg will nicht. Das Team bricht die Expedition ab. Vorerst. Sie wollen wiederkommen.

Glowacz, Heuber und Albert wollten die Ersten sein, die den Aufstieg über die Steilwand meistern. Doch manchmal ist es nicht die Angst, sondern ihr Fehlen, was ein Schicksal bestimmt. Noch bevor die drei einen zweiten Versuch starten können, verunglückt Kurt Albert tödlich - nicht an einem weit entfernten Gipfel, sondern zu Hause am Berg, in der Fränkischen Schweiz. Ein Unfall im Alltagsbetrieb. Kurt habe einer Sicherung vertraut, wo er normalerweise nicht mal eine gebraucht hätte, sagt Holger Heuber.

Der Bildband dokumentiert auch die Zweifel, die Heuber und Glowacz nach dem Tod ihres Gefährten überkommen. November 2010, Roraima-Tepui: Ein Foto zeigt Heuber und Glowacz zurück am Berg, auf seinem Hochplateau. Diesmal sind sie nicht durch den Dschungel gekommen, sondern über die einfachere Touristenroute im Süden. Mit weichen Beinen und zusammengekniffenen Augen blicken sie nach unten. Sie wollen sich an genau der Stelle abseilen, wo sie die erste Expedition abgebrochen haben - und können es nicht.

Nach Stunden gelingt der Einstieg. An der alten Stelle in der Wand finden die beiden Kletterer Helm, Hammer und T-Shirt von Albert, die er dort zurückgelassen hatte, er wollte ja wiederkommen. Auch für ihn wollen die beiden es diesmal schaffen: verrenken Arme und Beine, bohren Löcher für die Karabiner in den Berg, kämpfen mit dem Berg. Der spielt diesmal mit: Zwischen Wolken und Himmel blitzt "La Proa" auf, in seinen Wasserfällen bricht das Licht, sein grünes Kleid glänzt in der Sonne. Fotograf Fengler hält auch fest: Hier heißt es nicht nur Mensch gegen Berg, sondern auch Technik gegen Berg. Ein ganzes Zeltlager haben die Kletterer mitgebracht, an Seilen hängen Windjacken zum Trocknen und Proviant, geschlafen wird auf Portaledges, einen Biwak, das horizontal von der Wand baumelt und gelb und blau gegen die rotbraunen Felsen absticht. Oft mit im Bild auch die Kameraleute und der Tonmann, der in der Felsspalte sitzt und "Atmosphäre" aufnimmt. Manche Passagen müssen Glowacz und Heuber mehrmals klettern, die Schlüsselstelle sogar 30 Mal - selten für bessere Aufnahmen, sondern weil sie abrutschen oder der gewählte Weg ins Nichts führt. Die Strecke gilt nur als bezwungen, wenn es am Stück und aus eigener Kraft geschieht.

Am Ende stehen zwei Finger, die zum "Victory"-V gestreckt über die Kante des Roraima-Plateaus schauen. Und ein Bildband als Zeugnis einer unmöglichen Reise. Glowacz und Heuber haben die Strecke getauft, sie heißt für alle Nachkommenden "Behind the Rainbow". In Erinnerung an Kurt Albert und sein buntes und schillerndes Leben.

MARLENE GÖRING

Stefan Glowacz (Autor), Holger Heuber (Autor), Klaus Fengler (Fotograf): "Jäger des Augenblicks: Traumland Venezuela - Hinter den Kulissen einer Abenteuerfilm-Expedition". Mit DVD des Kinofilms. Delius Klasing 2015, 168 Seiten, 39,90 Euro

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