Dawoud ist auf der Flucht vor seiner düsteren Vergangenheit und will herausfinden, wo er hingehört. Auf seiner Reise durch Nordafrika und Israel versucht er, sich in verschiedene Gruppen einzugliedern, indem er seine Kleidung, seine Religionszugehörigkeit und sogar seinen Namen ändert, um sich anzupassen, aber die Sicherheit und der Frieden, die er sucht, scheinen unerreichbar. Überall stößt er auf Grenzen und Vorurteile, die ihn zurückhalten. Doch ein Chamäleon wie Dawoud - oder David, Adal oder Dawit, je nachdem, wo und wann man ihn trifft - geht in diesem Wirbel der Identitäten nicht verloren - vielmehr werden sie zu seinem Ich. Doch welchen Preis hat die unermüdliche Suche nach Zugehörigkeit und Liebe? Ausgehend vom Horn von Afrika bis nach Israel und Palästina fließt die Erzählung zwischen intimer Literatur, unterhaltsamer Erzählung und Dokumentation und wirft Fragen auf zu Religion, Zugehörigkeit, zu Flucht, Migration und Liebe, zu Rassismus und Ungerechtigkeit, zu Leben und Tod.Morgen ein Anderer ist ein spannender Roman über die Erfahrung von Millionen von Menschen, die derzeit auf der Suche nach Frieden und Sicherheit migrieren.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Mit seinem Roman setzt Haji Jabir dem eritreischen Flüchtling Habtom Zarhum ein Denkmal, erklärt Rezensentin Claudia Kramatschek, der 2015 von israelischen Soldaten erschossen wurde, die ihn für einen straffälligen, geflohenen Palästinenser hielten. Er vermittelt aber auch vieles zum Thema Flucht und Exil, das über Zeit - und Ortsgrenzen hinweg gültig ist. Jabis Protagonist ist ein eritreischer Soldat, der unter Annahme verschiedener Identitäten versucht, irgendwo heimisch zu werden, erzählt die Rezensentin. Auf seiner Flucht kommt er als "David" in einem Flüchtlingscamp unter, in Äthiopien wird er als "Dawit" Mitglied einer jüdischen Minderheit, der letzte Teil des Romans spielt dann in Israel, resümiert Kramatschek. Immer wieder verliebt er sich in Frauen, die ihm aufgrund seiner Maskierungen immer fern bleiben - diese Episoden hätten manchmal etwas subtiler ausfallen können, findet die Kritikerin, doch ihr imponiert, wie Jabir seinen Helden trotz aller Tragik als starken Menschen darstellt.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH