Jacques Lacan gilt zu Recht als einer der schwierigsten Theoretiker der Psychoanalyse - welcher Leser wäre nicht schon einmal an einem seiner Texte gescheitert? Daß man trotzdem verständlich und nachvollziehbar über ihn schreiben kann, und zwar ohne unzulässige Vereinfachungen, will der vorliegende Band demonstrieren. Er versammelt Texte von Autoren, die in langjähriger eigener Arbeit mit dem Lacanschen Werk die Souveränität zu einer Darstellung gewonnen haben, die "Nichteingeweihten" Wege bahnt, aber auch den mit seinem Werk Vertrauten neue Aspekte aufzeigt. Das geschieht in Form eines Überblicks über verschiedene Felder, auf denen der Lacansche Ansatz fruchtbar gemacht werden kann: Ausgehend von der psychoanalytischen Praxis, die natürlich im Mittelpunkt steht, wird das Wirken Lacans bis in die Philosophie, Gesellschaftsanalyse, Ästhetik sowie Literatur- und Medientheorie verfolgt. Ein historischer Teil resümiert zum einen die Geschichte des Lacanschen Seminars, zum anderen dieHauptlinien insbesondere der deutschsprachigen Rezeption.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Das Werk des Psychoanalytikers Jacques Lacan gilt vielen als Buch mit sieben Siegeln - ein Umstand, dem dieser Aufsatzband abhelfen soll. Zwar findet sich auch hier, wie die Rezensentin Schamma Schahadat anmerkt, esoterisches Geraune, alles in allem bieten die Texte ihrer Meinung nach jedoch immer wieder gute Interpretationshilfen. Der Band nähert sich dem Werk und dem Autor von drei Seiten: Zum einen geht es um die "psychoanalytische Praxis nach Lacan", zum anderen um die "Wirkungsfelder" und zum dritten um die "Geschichte der Psychoanalyse". Fast allen Texten gemeinsam, so Schahadat, ist der Versuch, sich Lacan über "Schlüsselbegriffe" seiner Theorie zu nähern - und sie so ansatzweise "aufzuschließen". Es bleibe freilich das Problem, "dass sich nichts, gemäß Lacan, wirklich aufschließen lässt". Ausführlicher geht die Rezension ein auf einen Aufsatz von Peter Widmer, der das Verhältnis Lacans zu Freud untersucht, eine Studie von Hans-Dieter Gondek über die Beziehung von Lacans Theorie zu Heideggers Philsophie und auf den Bericht der Lacan-Biografin Elisabeth Roudinesco über die Legendenbildung um den Psychoanalytiker.
© Perlentaucher Medien GmbH
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