Auch Männer sind ihm verfallen: dem mediengesteuerten Schönheitswahn. Körpergröße und Gewicht, Haut, Haare, Muskeln, Penislänge beschäftigen mittlerweile viele Männer über ein gesundes Maß an Körperbewußtsein hinaus.
Werbung und Film propagieren eine durchtrainierte, muskelbepackte Idealfigur, die ohne Spritzen und Pillen eigentlich gar nicht zu erreichen ist, der Waschbrettbauch gilt als Symbol für sozialen, beruflichen und sexuellen Erfolg. Zusätzlich sorgte die weibliche Emanzipation für die Erschütterung des männlichen Selbstwertgefühls. Selbst im Berufsleben gibt es kaum mehr Männerdomänen - wie also Männlichkeit beweisen? Statt länger nur klug sein zu wollen, stylen Männer kräftig an sich herum, verbringen mehr Zeit im Fitneßstudio als mit der Partnerin, halten sich an restriktive Diäten, entwickeln Eßstörungen, schlucken Anabolika, um den Muskelaufbau zu beschleunigen.
In diesem bahnbrechenden Buch befassen sich erstmals führende Wissenschaftler mit den physischen wie psychischen Auswirkungen dieser Körperfixierung und geben therapeutische Ratschläge. Die Autoren haben Tests zur Überprüfung der eigenen Körpereinstellung entwickelt, sie entlarven Mythen über Steroide und zeigen anhand zahlreicher Fallbeispiele, welche Auswirkungen der Adonis-Komplex auf Partnerschaft, Sexualleben, Selbstwertgefühl und berufliche Situation haben kann. Indem sie über falsche Botschaften und Ideale aufklären, sorgen sie zugleich dafür, daß das für Männer in solchen Fragen geltende Tabu, darüber spricht man(n) nicht , aufgehoben wird.
Werbung und Film propagieren eine durchtrainierte, muskelbepackte Idealfigur, die ohne Spritzen und Pillen eigentlich gar nicht zu erreichen ist, der Waschbrettbauch gilt als Symbol für sozialen, beruflichen und sexuellen Erfolg. Zusätzlich sorgte die weibliche Emanzipation für die Erschütterung des männlichen Selbstwertgefühls. Selbst im Berufsleben gibt es kaum mehr Männerdomänen - wie also Männlichkeit beweisen? Statt länger nur klug sein zu wollen, stylen Männer kräftig an sich herum, verbringen mehr Zeit im Fitneßstudio als mit der Partnerin, halten sich an restriktive Diäten, entwickeln Eßstörungen, schlucken Anabolika, um den Muskelaufbau zu beschleunigen.
In diesem bahnbrechenden Buch befassen sich erstmals führende Wissenschaftler mit den physischen wie psychischen Auswirkungen dieser Körperfixierung und geben therapeutische Ratschläge. Die Autoren haben Tests zur Überprüfung der eigenen Körpereinstellung entwickelt, sie entlarven Mythen über Steroide und zeigen anhand zahlreicher Fallbeispiele, welche Auswirkungen der Adonis-Komplex auf Partnerschaft, Sexualleben, Selbstwertgefühl und berufliche Situation haben kann. Indem sie über falsche Botschaften und Ideale aufklären, sorgen sie zugleich dafür, daß das für Männer in solchen Fragen geltende Tabu, darüber spricht man(n) nicht , aufgehoben wird.
"Magén verfügt über die seltene Gabe, gerade die kleinen Dinge wahrzunehmen. Überragend ihre lyrisch differenzierende Darstellung. Ihre Naturbeschreibungen zählen zu den schönsten und authentischsten, die ich je gelesen habe. Ihre Vergleiche und Metaphern sind von wundersamer Einzigartigkeit." Jehudit Orian in 'Yediot Aharonot'"Je tiefer Magén in das Leben der verlorenen Seelen, die sie portraitiert, hinabsteigt, desto höher die literarische und allgemein menschliche Qualität, die ihr Buch erreicht." Moznayim
"Mira Magén kann wunderbar erzählen. Ganz genau beobachtet sie ihre Figuren, und zwischen den Zeilen wird die Atmosphäre des Landes lebendig."'AZ München'
"Mira Magén kann wunderbar erzählen. Ganz genau beobachtet sie ihre Figuren, und zwischen den Zeilen wird die Atmosphäre des Landes lebendig."'AZ München'
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Das Buch, warnt uns, Thomas Fischer, sei "ein typischer Fall von Panikmache." Die darin entworfene Vision einer kranken Gesellschaft treffe vielleicht auf die amerikanischen Verhältnisse zu, nicht aber auf die mitteleuropäischen. Besser also gar nicht erst mit den "traurigen Anekdoten" aus Bostoner Vorstadt-Fitnesstudios befassen, rät uns Fischer, dem auch die von den Autoren angepriesene Psychotherapie als Heilmittel gegen die "krankhaft" übertriebene Beschäftigung mit dem eigenen Körper, den Adonis-Komplex, mindestens zweifelhaft erscheint. Und noch eine Warnung am Schluss: Keinesfalls, so Fischer, handle es sich bei dem Buch um einen Schönheitsratgeber für Männer, was der Leser beim Anblick des Strahlemanns auf dem Cover ja durchaus zu denken geneigt sein könne.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.10.2001Das bißchen Trizeps kann so schlimm nicht sein, sagt der Mann
Doch zuviel Schönsein ist 'ne Quälerei: Amerikanische Psychiater warnen vor Körperkult und wollen Adonis als Patienten
Zum Schönheitsideal der Renaissance gehörten neben feisten, rosigen Frauenkörpern ausgesprochen mickrige Mannsbilder in Stellungen, die nachzumachen einiges akrobatisches Geschick erfordert. Es war vor Rubens besonders Tizian, der mit Gemälden wie "Venus und Adonis" den Maßstab für körperliche Schönheit auf lange Zeit prägte. Die Adonisse des einundzwanzigsten Jahrhunderts sehen anders aus. Sie sehen sogar so anders aus, daß die amerikanische Psychologie, die führend im Erfinden neuer Krankheiten ist (man denke nur an das zeitweilige Tamtam um die sogenannte "multiple Persönlichkeit"), uns ein neues Übel beschert hat: den "Adonis-Komplex". Und so heißt auch ein Buch, in dem drei Psychiater sich mit den Gefahren auseinandersetzen, die die übertriebene Beschäftigung mit dem eigenen Körper bei Männern birgt.
Bis in die siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts hinein waren Körperpflege, ja Körperkult ein Vorrecht der Frauen. Ein allzu gepflegter Mann galt gleich als schwul. Erst seit den achtziger Jahren schossen Fitneßstudios wie Pilze aus dem Boden, zunächst in den Vereinigten Staaten, wenig später in Europa. Auch begann sich der Mißbrauch von anabolen Steroiden und anderen muskelaufbauenden Präparaten außerhalb des Profisports durchzusetzen. Die Ursache für diese Entwicklung sehen die drei Autoren in den "Triumphen des Feminismus", die denn auch fein säuberlich in einem Schaubild dargestellt werden. Mit dieser Entwicklung ging eine stetige Verwischung der Geschlechtsunterschiede einher - bis auf einen: den des Körperbaus. Also mußten die Herren der Schöpfung diese letzte ihnen verbliebene Bastion der Männlichkeit weiter ausbauen.
Nun finden die Autoren an mäßiger körperlicher Ertüchtigung gar nichts auszusetzen. Schlimm wird es erst, wenn muskelbepackte Bodybuilder sich beklagen, zu schmächtig gebaut zu sein, und dieser Gedanke ihr ganzes Leben zu beherrschen beginnt. Sie setzen soziale Kontakte und ihre Gesundheit aufs Spiel, um die "Pecs" und "Delts" (Brust- und Armmuskulatur) zu ungeahnter Größe aufzublähen: Der Adonis-Komplex ist geboren. Unserem Buch zufolge ist er das männliche Gegenstück zur Bulimie, also jener Eß-Brech-Störung, an der schon die verewigte Lady Di sowie die noch nicht verewigte schwedische Kronprinzessin litten. Diese These versucht das Werk auf sehr amerikanische Weise zu propagieren: Wir werden in die geheimnisvolle Welt eines Bostoner Vorstadt-Fitneßcenters eingeführt, in dem skurrile Gestalten ihr Wesen treiben. Wir lernen Scott kennen, der sein Hochschulstudium mit Auszeichnung abgeschlossen hatte, dann aber Trainer wurde, aus "Angst, ein fetter Arsch zu werden". Ebenso Bill, dem seine Frau Stacy davonläuft, weil er nebst Muskelwahn auch noch an Freßsucht leidet, die doch eigentlich der holden Weiblichkeit vorbehalten sein soll.
Wer sich also durch all diese traurigen "Anekdoten" von Armand, Charles und Steve und wie sie alle heißen, gekämpft hat, fragt sich bald zweierlei: Wie kann man diesen armen Leuten helfen? Und was hat das alles mit mir zu tun? Auf die erste Frage wissen die Autoren natürlich ein Allheilmittel: Psychotherapie. "Für Männer mit Körperbildstörungen ist professionelle Hilfe notwendig und von unschätzbarem Wert." Auf die zweite Frage geben Pope und Co. keine Antwort. Wenn man so durch deutsche Straßen schlendert, sieht man nur sehr wenige Typen, die auch nur annähernd Arnold Schwarzenegger Konkurrenz machen könnten. Die apokalyptische Vision einer kranken Gesellschaft, die das Buch letztlich entwirft, trifft vielleicht auf die amerikanischen Verhältnisse zu, nicht auf die mitteleuropäischen, obwohl auch Forschungsergebnisse aus Österreich einbezogen wurden.
Der Adonis-Komplex ist ein typischer Fall von Panikmache: Wer an den geschilderten Symptomen leidet, kann sicherlich Hilfe erhalten, ohne daß auf dramatisierende Weise "Öffentlichkeit hergestellt" werden müßte, als wäre sie eine Ware. Darüber hinaus weckt die äußerliche Gestaltung der deutschen Ausgabe falsche Erwartungen: Abgebildet ist ein zwar recht gut gebauter, aber keineswegs krankhaft überproportionierter Mann mit strahlendem Lächeln, und so scheint sich dieses Buch in die lange Reihe der belanglosen Fitneß- und Schönheitsratgeber für Männer einzufügen. Viele Käufer werden enttäuscht sein, statt dessen ein populärwissenschaftliches Werk erworben zu haben, das sie vor etwas warnt, womit sie zum größten Teil gar nichts zu tun haben, und das sie mit so esoterischen Dingen konfrontiert wie dem "Fettfreie-Masse-Index" oder "Equipoise" (ein aus der Veterinärmedizin stammendes Aufputschmittel). Und die große Hast verratende Übersetzung erhöht das Vergnügen an der Lektüre auch nicht gerade. Wer das Idealbild männlicher Schönheit sucht, findet zwischen Tizian und Steve Reeves (einem Bodybuilder der Ära vor Schwarzenegger) eine Fülle von Vorbildern. Abbildungen von beiden sind in diesem Band enthalten und ermöglichen immerhin erheiternde Vergleiche.
THOMAS FISCHER
Harrison G. Pope, Katharine A. Phillips, Roberto Olivardia: "Der Adonis-Komplex". Schönheitswahn und Körperkult bei Männern. Aus dem Amerikanischen von Susanne Althoetmar-Smarczyk. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2001. 356 S., Abb., br., 30,- DM.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Doch zuviel Schönsein ist 'ne Quälerei: Amerikanische Psychiater warnen vor Körperkult und wollen Adonis als Patienten
Zum Schönheitsideal der Renaissance gehörten neben feisten, rosigen Frauenkörpern ausgesprochen mickrige Mannsbilder in Stellungen, die nachzumachen einiges akrobatisches Geschick erfordert. Es war vor Rubens besonders Tizian, der mit Gemälden wie "Venus und Adonis" den Maßstab für körperliche Schönheit auf lange Zeit prägte. Die Adonisse des einundzwanzigsten Jahrhunderts sehen anders aus. Sie sehen sogar so anders aus, daß die amerikanische Psychologie, die führend im Erfinden neuer Krankheiten ist (man denke nur an das zeitweilige Tamtam um die sogenannte "multiple Persönlichkeit"), uns ein neues Übel beschert hat: den "Adonis-Komplex". Und so heißt auch ein Buch, in dem drei Psychiater sich mit den Gefahren auseinandersetzen, die die übertriebene Beschäftigung mit dem eigenen Körper bei Männern birgt.
Bis in die siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts hinein waren Körperpflege, ja Körperkult ein Vorrecht der Frauen. Ein allzu gepflegter Mann galt gleich als schwul. Erst seit den achtziger Jahren schossen Fitneßstudios wie Pilze aus dem Boden, zunächst in den Vereinigten Staaten, wenig später in Europa. Auch begann sich der Mißbrauch von anabolen Steroiden und anderen muskelaufbauenden Präparaten außerhalb des Profisports durchzusetzen. Die Ursache für diese Entwicklung sehen die drei Autoren in den "Triumphen des Feminismus", die denn auch fein säuberlich in einem Schaubild dargestellt werden. Mit dieser Entwicklung ging eine stetige Verwischung der Geschlechtsunterschiede einher - bis auf einen: den des Körperbaus. Also mußten die Herren der Schöpfung diese letzte ihnen verbliebene Bastion der Männlichkeit weiter ausbauen.
Nun finden die Autoren an mäßiger körperlicher Ertüchtigung gar nichts auszusetzen. Schlimm wird es erst, wenn muskelbepackte Bodybuilder sich beklagen, zu schmächtig gebaut zu sein, und dieser Gedanke ihr ganzes Leben zu beherrschen beginnt. Sie setzen soziale Kontakte und ihre Gesundheit aufs Spiel, um die "Pecs" und "Delts" (Brust- und Armmuskulatur) zu ungeahnter Größe aufzublähen: Der Adonis-Komplex ist geboren. Unserem Buch zufolge ist er das männliche Gegenstück zur Bulimie, also jener Eß-Brech-Störung, an der schon die verewigte Lady Di sowie die noch nicht verewigte schwedische Kronprinzessin litten. Diese These versucht das Werk auf sehr amerikanische Weise zu propagieren: Wir werden in die geheimnisvolle Welt eines Bostoner Vorstadt-Fitneßcenters eingeführt, in dem skurrile Gestalten ihr Wesen treiben. Wir lernen Scott kennen, der sein Hochschulstudium mit Auszeichnung abgeschlossen hatte, dann aber Trainer wurde, aus "Angst, ein fetter Arsch zu werden". Ebenso Bill, dem seine Frau Stacy davonläuft, weil er nebst Muskelwahn auch noch an Freßsucht leidet, die doch eigentlich der holden Weiblichkeit vorbehalten sein soll.
Wer sich also durch all diese traurigen "Anekdoten" von Armand, Charles und Steve und wie sie alle heißen, gekämpft hat, fragt sich bald zweierlei: Wie kann man diesen armen Leuten helfen? Und was hat das alles mit mir zu tun? Auf die erste Frage wissen die Autoren natürlich ein Allheilmittel: Psychotherapie. "Für Männer mit Körperbildstörungen ist professionelle Hilfe notwendig und von unschätzbarem Wert." Auf die zweite Frage geben Pope und Co. keine Antwort. Wenn man so durch deutsche Straßen schlendert, sieht man nur sehr wenige Typen, die auch nur annähernd Arnold Schwarzenegger Konkurrenz machen könnten. Die apokalyptische Vision einer kranken Gesellschaft, die das Buch letztlich entwirft, trifft vielleicht auf die amerikanischen Verhältnisse zu, nicht auf die mitteleuropäischen, obwohl auch Forschungsergebnisse aus Österreich einbezogen wurden.
Der Adonis-Komplex ist ein typischer Fall von Panikmache: Wer an den geschilderten Symptomen leidet, kann sicherlich Hilfe erhalten, ohne daß auf dramatisierende Weise "Öffentlichkeit hergestellt" werden müßte, als wäre sie eine Ware. Darüber hinaus weckt die äußerliche Gestaltung der deutschen Ausgabe falsche Erwartungen: Abgebildet ist ein zwar recht gut gebauter, aber keineswegs krankhaft überproportionierter Mann mit strahlendem Lächeln, und so scheint sich dieses Buch in die lange Reihe der belanglosen Fitneß- und Schönheitsratgeber für Männer einzufügen. Viele Käufer werden enttäuscht sein, statt dessen ein populärwissenschaftliches Werk erworben zu haben, das sie vor etwas warnt, womit sie zum größten Teil gar nichts zu tun haben, und das sie mit so esoterischen Dingen konfrontiert wie dem "Fettfreie-Masse-Index" oder "Equipoise" (ein aus der Veterinärmedizin stammendes Aufputschmittel). Und die große Hast verratende Übersetzung erhöht das Vergnügen an der Lektüre auch nicht gerade. Wer das Idealbild männlicher Schönheit sucht, findet zwischen Tizian und Steve Reeves (einem Bodybuilder der Ära vor Schwarzenegger) eine Fülle von Vorbildern. Abbildungen von beiden sind in diesem Band enthalten und ermöglichen immerhin erheiternde Vergleiche.
THOMAS FISCHER
Harrison G. Pope, Katharine A. Phillips, Roberto Olivardia: "Der Adonis-Komplex". Schönheitswahn und Körperkult bei Männern. Aus dem Amerikanischen von Susanne Althoetmar-Smarczyk. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2001. 356 S., Abb., br., 30,- DM.
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