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In seinem Éventail de musique française durchstreift der Schweizer Oboist und Komponist Heinz Holliger eine breite Auswahl französischer Werke für Oboe und Klavier in einem weit gefächerten Programm der Musik des frühen 20. Jahrhunderts. "Die Nähe der Oboe zur menschlichen Stimme brachte mich auf die Idee,", so Holliger im CD-Begleittext, "anhand der noch viel zu wenig bekannten Sammlung von Vocalises-Etudes, den farbenreichen Fächer der französischen Musik ein Stück weit zu öffnen." In diesem umfangreichen Rezital sind Kompositionen von Ravel, Debussy, Milhaud, Saint-Saëns, Casadesus sowie…mehr

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Produktbeschreibung
In seinem Éventail de musique française durchstreift der Schweizer Oboist und Komponist Heinz Holliger
eine breite Auswahl französischer Werke für Oboe und Klavier in einem weit gefächerten Programm der
Musik des frühen 20. Jahrhunderts. "Die Nähe der Oboe zur menschlichen Stimme brachte mich auf
die Idee,", so Holliger im CD-Begleittext, "anhand der noch viel zu wenig bekannten Sammlung von
Vocalises-Etudes, den farbenreichen Fächer der französischen Musik ein Stück weit zu öffnen." In diesem
umfangreichen Rezital sind Kompositionen von Ravel, Debussy, Milhaud, Saint-Saëns, Casadesus sowie
Koechlin, Jolivet und Messiaen enthalten - zu mehreren der Komponisten pflegte Holliger auch persönliche
Beziehungen. Am Klavier ist Anton Kernjak zu hören, der 2014 auf Holligers Aufnahme Aschenmusik
zu hören war, während die französische Harfenistin Alice Belugou auf André Jovilets Controversia pour
hautbois et harpe ihren Beitrag leistet. Der große Reichtum des Oboenrepertoires des 20. Jahrhunderts
kommt hier zur Geltung, in bestechenden Dialogen zwischen Holliger und Klavier oder Harfe. Éventail folgt
auf die Veröffentlichung von Heinz Holligers mehrfach preisgekrönter Oper Lunea aus dem Jahr 2022.
Trackliste
CD
1Pièce en forme de Habanera, M. 51 (Version for Oboe and Piano)00:03:09
2I. Andantino00:03:22
3II. Allegretto00:05:39
4III. Molto allegro00:02:46
5Controversia00:11:40
6Vocalise-étude00:03:46
7Morceau de lecture00:02:48
81. Kaddisch (Original Version)00:04:53
9Vocalise-étude (Version for Oboe and Piano)00:01:17
10Syrinx, CD 137 (Version for Oboe d'amore)00:02:51
11Le repos de Tityre, Op. 216/1000:03:44
12Chant pour les piroguiers de l'Orénoque00:02:41
13Petite pièce, CD 127 (Version for Oboe d'amore and Piano)00:01:36
14Le rossignol (Version for Oboe and Piano)00:03:16
15I. Allegro molto moderato (Oboe Sonata, Op. 23)00:05:17
16II. Tempo di sardana (Oboe Sonata, Op. 23)00:04:19
17III. Allegro vivo (Oboe Sonata, Op. 23)00:05:45
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.10.2023

Ein großer Oboist
Heinz Holliger spielt französische Musik

Der vierundachtzigjährige Heinz Holliger bringt eine neue Oboen-CD heraus (aufgenommen vor zwei Jahren), die ihn auf der Höhe seiner Kunst zeigt. Spieltechnisches Vermögen, Atemkontrolle, Kraft: alles mehr oder weniger wie immer. Bläserkarrieren dämmern gewöhnlich ab einem Alter von fünfzig Jahren ihrem Ende entgegen, auf der Oboe zumal, die als besonders anstrengendes Instrument gilt. Insofern bestätigt sich Holligers Sonderstellung als Oboist (vom Komponisten Holliger soll hier nicht die Rede sein) auch in einer Alterskarriere, wie sie für die Oboe bisher kaum bekannt war. Allenfalls der Brite Léon Goossens (1897 bis 1988), für die künstlerische Entwicklung des Instruments ähnlich bahnbrechend wie Holliger, lässt sich zum Vergleich heranziehen. Auch er spielte noch mit über achtzig Jahren.

Holliger kommt sicherlich der ballastfreie Stil seines Spiels entgegen, wie ihn die französische Schule ehemals auszeichnete: obertonreich im Klang, leicht und beweglich in der Tongestaltung. Ein Spiel, das mittlerweile beinahe ausgestorben ist, weil es als nicht kompatibel gilt mit den Anforderungen, die heute an Orchesteroboisten gestellt werden. Die neue CD führt einmal mehr auch vor Augen, wie viele Ausdrucksmöglichkeiten, die die Oboe eigentlich in sich trägt, geopfert wurden, um das Instrument im modernen Sinn orchestertauglich zu machen: mischfähig im Klang, durchschlagskräftig auch gegen eine Hundertschaft lärmender Kollegen. Solche Opfer hätte Holliger freilich nie gebracht, ihn hätte diese freiwillig eingehegte Art des Musizierens furchtbar gelangweilt. Und so steht er nach wie vor als Solitär da, was musikalische Phantasie, Intelligenz und auch Eleganz angeht: unangefochten von den Oboisten der nachfolgenden Generationen, die sich teils um einen Popstar-Status bemühen.

Holligers CD ist noch einmal eine Hommage an die Gesanglichkeit seines Instruments. Ausgangspunkt sind die Vocalises-Études verschiedener französischer Komponisten; sie wurden eigentlich für Singstimme (ohne Text) geschrieben, bald aber auch (und von den Komponisten meist autorisiert) auf Instrumenten gespielt. Zauberhafte Miniaturen allesamt von Maurice Ravel ("Pièce en forme de Habanera"), Darius Milhaud, Olivier Messiaen. Weitere kurze Stücke versammelt Holliger um diese Vocalises: André Jolivets exotischer "Chant pur les piroguiers de l'Orénoque", also ein "Gesang für die Pirogenfahrer am Orinoko" oder ein extravagant parlierendes Solostück für Oboe d'amore von Charles Koechlin, für dessen Orchesterwerk sich Holliger als Dirigent begeistert eingesetzt hat. Und noch eine Kostbarkeit, die in Vergessenheit geraten ist: ein "Morceau de lecture" von Messiaen, also ein Stück zum Vom-Blatt-Spielen, 1942 komponiert für die Aufnahmeprüfung am Pariser Conservatoire.

Gemeinsam mit dem Pianisten Anton Kernjak verleiht Holliger jedem dieser Stücke Gewicht und Relevanz. Immer spricht aus seinem Spiel auch der Komponist Heinz Holliger, der die Bauprinzipien eines Stückes wahrnimmt, der kompositorische Figuren erkennt und, wenn es sein darf, frei mit ihnen zu spielen versteht. Dass der Notentext nur eine Annäherung ist und sich Feinheiten (wie sie gerade die französische Musik zeigt) in der Farbgebung oder im Timing kaum notieren lassen, weiß Holliger wohl am besten. Genauso wo bei der Wiedergabe Disziplin gefordert ist und wo Freiheit sein darf. So hört man hier also eine wunderbar poetische, phantasievoll bewegliche, dabei überlegen strukturierte Fassung von Camille Saint-Saëns' Oboensonate. Und wie Holliger Claude Debussys "Syrinx" auf der Oboe d'amore spielt, sich nonchalant im Repertoire der Flöte bedienend, gelingt Holliger so etwas wie eine Referenzaufnahme des Stückes: so ungekünstelt, unverstellt und geschmackssicher hat man das populäre Solowerk lange nicht gehört.

Zu den Neuentdeckungen gehört hier die Oboensonate des Pianisten und Komponisten Robert Casadeus (1899 bis 1972) - ein Werk, das schleunigst Aufnahme finden sollte ins Kernrepertoire der Oboe: farb- und atmosphärenstark, versehen mit einem starken, fordernden Klavierpart und hinreißendem Mittelsatz mit Hitpotential: "Tempo di sardana", benannt nach dem katalanischen Volkstanz. Clemens Haustein

"Éventail":

Werke für Oboe und Klavier von Ravel, Messiaen, Milhaud, Casadesus. Heinz Holliger, Anton Kernjak, Alice Belugou. ECM 28948591855

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