Unter Kristallisation versteht man bekanntlich die Vorgänge, die zur Bil dung von geordneten Molekül- bzw. Atomgruppierungen aus ungeordneten Zu ständen führen. Die Kristallisation der niedermolekularen Stoffe, gleichgültig, ob es sich um die technisch wichtigen Metalle, um anorganische Salze oder etwa um or ganische Stoffe handelt, ist seit langem wohlbekannt. So ist beispielsweise auf der Volumen-Temperatur-Kurve eines Niedermolekularen bei einer bestimm ten Temperatur ein deutlicher Sprung zu erkennen. Wir sprechen vom "Schmelz punkt" der Substanz und verstehen darunter die Temperatur, bei der die Substanz kristallisiert oder schmilzt, je nachdem man von höherer oder tieferer Temperatur kommt. Der Stoff geht bei dieser Schmelztemperatur von einem Ordnungszustand (flüssige Phase) in einen anderen Ordnungszu stand (kristalline Phase) vollständig über bzw. umgekehrt. Es bilden sich dabei Kristallindividuen, die man deutlich unterscheiden kann und die sich mechanisch, etwa durch Filtern, von der flüssigen Phase trennen lassen. Untersucht man Kristalle des gleichen Stoffes, die unter verschiedenen äußeren Umständen, u.U. auch verzögert gebildet wurden, so erkennt man, daß sie in Qualität und Eigenschaften sich nicht voneinander untersch- den 1); die entstandenen Kristalle sind meist regellos orientiert, gele gentlich bilden sie auch, was hier besonders interessiert, sog. Sphäro lithe, das sind morgensternartige Büschel von Kristallnadeln, die um ein Zentrum angeordnet sind. Die Kristallisation der Hochmolekularen unterscheidet sich von der der Niedermolekularen in vielen Punkten. Beispielsweise besitzt die Volumen Temperatur-Kurve anstelle eines Sprunges einen nicht-linearen Kurvenzug mit etwas unbestimmtem Anfangs- und gut definiertem Endpunkt. Wir sprechen hier von einem "Schmelzbereich" mit "Schmelzbeginn" und "Schmelzende".
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