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Wer die Eisenbahn mag, wer Karl Marx kennt und wer Nürnberg und Fürth liebt, der sollte dieses Buch unbedingt lesen oder an Freunde verschenken! Zum Inhalt: Hermann Glaser: Zu diesem Buch. Johann Schrenk: Karl Marx, Die Vita. Jürgen Franzke: Die Ludwigs-Bahn, Deutschlands erste Eisenbahn, Warum Nürnberg? Wie die erste deutsche Eisenbahn in die alte Reichstadt kam, Der Adler, eine Lokomotive aus England, Die Stephenson Railway Company, Der Bau der Adlerstrecke, William Wilson, der erste deutsche Lokführer, ein Engländer, Die Spaethsche Fabrik, Der Ludwigsbahnhof am Plärrer, Der zweite…mehr

Produktbeschreibung
Wer die Eisenbahn mag, wer Karl Marx kennt und wer Nürnberg und Fürth liebt, der sollte dieses Buch unbedingt lesen oder an Freunde verschenken! Zum Inhalt: Hermann Glaser: Zu diesem Buch. Johann Schrenk: Karl Marx, Die Vita. Jürgen Franzke: Die Ludwigs-Bahn, Deutschlands erste Eisenbahn, Warum Nürnberg? Wie die erste deutsche Eisenbahn in die alte Reichstadt kam, Der Adler, eine Lokomotive aus England, Die Stephenson Railway Company, Der Bau der Adlerstrecke, William Wilson, der erste deutsche Lokführer, ein Engländer, Die Spaethsche Fabrik, Der Ludwigsbahnhof am Plärrer, Der zweite Ludwigsbahnhof, Die Ludwigsbahn bis 1922, Die Wiedergeburt des Adlers 1935. Regine Franzke: Die Strecke des Adlers - Zur Geschichte der Fürther Straße. Karl Marx und Friedrich Engels: Statistische Betrachtungen über das Eisenbahnwesen, Die Eisenbahn, das begehrliche Objekt der Spekulation, Fixes Kapital und zirkulierendes Kapital. Johann Wolfgang von Goethe im Gespräch mit Johann Peter Eckermann. Hermann Glaser: Marx meets Wilson. Eine historische Fantasie. Hendrik Bebber im Gespräch mit Basil Bollocks Universität Oxford
Autorenporträt
Heruasgeber Dr. Johann Schrenk Verleger und Schriftsteller aus Röttenbach www.buchfranken.de
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.12.2018

Als Tempo 35 die Welt aufwühlt
Karl Marx, Philosoph, und William Wilson, englischer Lokführer, tauschen in einem fiktiven Briefwechsel ihre Gedanken über die Anfänge der Eisenbahn in Deutschland aus.
Das unterhaltsame wie kluge Buch, angereichert mit wunderbaren Abbildungen, hat Historiker Hermann Glaser kurz vor seinem Tod abgeschlossen
VON OLAF PRZYBILLA
Als das Buch „Marx meets Wilson“ fertig war, wollten sich Jürgen Franzke und Hermann Glaser noch mal zusammensetzen und das Glas erheben auf das gemeinsame Projekt. Andere, die mitgeschrieben hatten, Regine Franzke etwa, wären dabei gewesen, ein geselliger Abend war geplant. Am Morgen davor ging das Telefon. Als Glasers Sekretärin mit Grabesstimme am Apparat war, dämmerte Jürgen Franzke, dass der Abend so nicht mehr stattfinden wird; und dass dieses Buch das letzte war, das Glaser – einer der großen Kulturhistoriker der Republik – geschrieben hat. Kurz vor seinem 90. Geburtstag ist Hermann Glaser im Juni gestorben.
Es ist ein würdiges letztes Buch geworden, und wer wissen will, was das für einer gewesen ist, dieser Hermann Glaser – eine Legende seiner Zunft –, der wird künftig gut daran tun, zu diesem letzten Buch zu greifen. Der Philosoph Karl Marx und der Wahl-Nürnberger Lokführer William Wilson sind sich nie begegnet, darauf aber kommt es nicht an, erläutert einleitend Glaser – der jenseits aller Erdenschwere als Polyhistor der Kultur immer auch ein Faible fürs Spleenige und Abseitige hatte. Wobei die Zusammenführung von Fakten und Fiktionen ja so absonderlich nicht ist. Glaser hält da entsprechende Belege bereit: Seine Besteigung des Mont Ventoux etwa hat Petrarca weithin herbeigeschrieben und Goethes Autobiografie war eben das, was sie sein wollte: Dichtung und Wahrheit. Entscheidend ist, dass sich Marx wiederholt Gedanken gemacht hat über den englischen Eisenbahnbau und dessen kapitalistische Implikationen; und dass Wilson bis heute der berühmteste Engländer in Nürnberg sein dürfte. Man kann, in Bahnhofsnähe, sogar sein Glas erheben im Wilson’s. Geschichte hat der Mann geschrieben – und als erster Lokführer des Reiches nicht nur fränkische, sondern deutsche.
Glaser, ein Wegbereiter der Industriegeschichte als historischer Disziplin, hat sich immer wieder mit der ersten deutschen Eisenbahnfahrt zwischen Nürnberg und Fürth beschäftigt. Immerhin war diese Fahrt ein Fanal der beginnenden Industrialisierung nicht nur in Bayern. So leichtgängig wie das, was er im Alter von 89 aufgeschrieben hat, waren seine Notizen nicht immer zu lesen. Im Standardband „Industriekultur in Bayern“ etwa stellte Glaser über jene historische Fahrt klar: „Die Vertikale des besinnlich-frugalen Biedermeier schlug in die Horizontale der expansiv-ungestümen Industriegesellschaft um.“
Das kann man so sehen. Hübscher zu lesen aber sind die Gedanken eines 89-Jährigen, wenn er einen Briefwechsel zwischen Marx und Wilson erfindet und den Engländer in Nämberch schreiben lässt: „Die Menschen, die mit uns fahren, bekreuzigen sich oft, wenn sie einsteigen. Nur manchmal gibt es Pannen, die ich dann mit einem Blumenstrauß beheben lasse.“ Auch dass Wilson, der Liebe wegen, alsbald Herzensnürnberger wurde, ist der fiktiven Korrespondenz zu entnehmen: „Das Wichtigste zu Ende des Buches: Ich habe eine sehr liebe Frau kennengelernt. Wenn Du mich besuchst, wird sie auch trefflich kochen. Am Sonntag zum Beispiel ein Riesensteak, das noch an einem Knochen hängt; sie nennen es ,Schäufele’, dazu Kloß aus Kartoffeln. Es wird Dir gutgehen – in Nürnberg.“
Die nicht-fiktionale Geschichte des Lokführers und Maschinenwärters Wilson wird freilich auch erzählt in dem Band. Dafür ist federführend Jürgen Fanzke zuständig, den man als ehemaligen Chef des Nürnberger Museums für Industriekultur und nachmaligen Direktor des DB Museums eine Art rechte Hand Glasers nennen kann. Er erzählt, wie Wilson, der kein Wort Deutsch verstand, als Gastarbeiter nach Franken kam. Aufgabe: Die aus England importierten Einzelteile am Dutzendteich zur Eisenbahn zusammenbauen helfen und hernach das Kommando auf der Lok namens Adler übernehmen. Am 7. Dezember 1835 stand Wilson in Frack und Zylinder auf der Plattform, trieb sein Gefährt mit unfassbaren 35 Kilometern pro Stunde in Richtung Fürth, sechs schnurgerade Kilometer entlang an jubelnden Franken vorbei und Polizisten, die dem Jubel Einhalt zu gebieten versuchten. Die Geschichte ist oft schon erzählt worden, auch wie Johann Strauß, der Vater des Walzerkönigs, sich beehrt hat, einen Eisenbahn-Lustwalzer auf die bahnbrechende Pioniertat aus Nürnberg zu komponieren. So groß wiederum war das Bewusstsein für die historische Stunde nicht, dass man den Original-Adler zu erhalten sich bemüht hätte. Als das historische Ding seine Schuldigkeit getan hatte, wurde es schnöde verschrottet.
So weit, so bekannt. Es gibt aber auch Details im Faktenteil, die weniger geläufig sind. So stellte sich etwa heraus, dass die auf einem Teil der Adler-Strecke bereits verlegten Schienen zu schmal angebracht waren, weil in England – das Mutterland des Eisenbahnbaus – mit anderen Maßen gearbeitet wurde. Glücklicherweise waren noch nicht alle Schienen verlegt. Hübsch auch die Beobachtung, dass der freiheitsliebende Wilson nach den ersten Tagen ermahnt wurde, gefälligst nicht so zu rasen. Also Normalgeschwindigkeit bitte: 25.
Großartig schließlich sich die Bilder, die die Autoren aufgetrieben haben und die zeigen, dass die baulichen Neuerungen mit der Jungfernfahrt beileibe nicht beendet waren. Anfang der 1930er-Jahre etwa wurde der „Plärrer-Automat“ gebaut, ein futuristisch anmutender Multifunktionsbau, genutzt als Wartehalle, Automaten-Restaurant und Post. Der Bau fiel nicht dem Krieg zum Opfer. Er wurde 1977 abgerissen, einer Großbaustelle am Plärrer wegen.
Jürgen Franzke, Hermann Glaser et al. Marx meets Wilson. Schrenk-Verlag, Röttenbach 2018.
Es gibt viele Details
im Faktenteil, die
weniger geläufig sind
Der Nürnberger Verkehrsknotenpunkt Plärrer im Jahr 1905, Startpunkt der Bahnverbindung von Nürnberg nach Fürth. Das Wort Plärrer entstand aus dem mittelhochdeutschen Begriff „Plerre“, was freier Platz bedeutet.
Foto: Ferdinand Schmidt/Stadtarchiv Nürnberg
Hermann Glaser
Foto: Daniel Karmann/dpa
Der „Plärrer-Automat“ war die mondäne Form, auf die Bahn in Richtung Westen zu warten.
1977 fiel er einer Baustelle zum Opfer. Die Fahrt nach Fürth sah 1870 (links) anders aus als 1835.
Fotos: Stadtarchiv Nürnberg (2), Museum Industriekultur
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