Dass die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten trotz ihrer üppigen Gebühreneinnahme um ihre Existenz bangen müssten, das wäre neu. Und trotzdem: Ohne Not haben sie sich dem Quotendruck und damit dem Mainstream ausgeliefert. Dafür geben sie Hunderte von Millionen Euro für (Fußball)-Sportrechte und Millionen für smarte Quizmaster aus. Gespart wird im Gegenzug am "kleinen Fernsehspiel", an Dokumentationen und an den Symphonieorchestern. Insbesondere die Etats der Kulturradios mussten in den letzten zwei Jahrzehnten bluten. Und ein Ende der Hungerkur ist nicht in Sicht. Die Strategie hierfür heißt: Tagesbegleitprogramm. Das Instrument dazu Formatierung. Bedeutet: weichgespülter Häppchenjournalismus. Die Musik dazwischen: nur noch "Schmier- und Bindemittel" (Pfaender), für einen möglichst flüssigen Programmablauf. Diese Entwicklung ist auch deshalb besonders enttäuschend, weil das Niveau von Klangkörpern, Solisten und Aufführungspraxis wohl noch nie so hoch gewesen ist wie heute. Henriette Pfaender untersucht die Frage, "welchen Wandel Kulturprogramme der ARD im Hörfunk in Bezug auf den Stellenwert und die Präsentation klassischer Musik im Tagesprogramm vollzogen haben". Dazu analysiert sie zwei Kulturwellen der ARD-Landesrundfunkanstalten: MDR Figaro und BR-Klassik. Das Ergebnis ist niederschmetternd, aber lesenswert, urteilt Michael Schornstheimer
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