Das Rationale der Gottesdienste, verfasst von dem Kanonisten und Liturgiker Wilhelm Durandus dem Älteren (+ 1296) und in zwei Fassungen vom Ende des 13. Jahrhunderts überliefert, ist ein hervorragendes Zeugnis der hochmittelalterlichen Papstliturgie, das durch zahlreiche Hinweise auf alternative lokale Liturgieformen ergänzt wird. Zweifellos darf das in acht Bücher gegliederte umfassende Werk als die wichtigste Liturgieerklärung des Mittelalters gelten; sie beschreibt nicht nur die gesamte Liturgie der Zeit - den Kirchenbau, seine Ausstattung und Weihe, die Liturgen und ihre Gewänder, die Messfeier mit ihren komplexen Riten, die Sakramente, das Stundengebet und die Kalenderberechnung - äußerst genau, sondern erweist sich zugleich als eine Fundgrube für eigene und von den Vorgängern (vor allem von Innozenz III.) übernommene allegorische Liturgiedeutungen; deren Methode wurde aus der mittelalterlichen Bibelallegorese abgeleitet und insbesondere auf die gottesdienstlichen Riten übertragen. Zahlreiche Handschriften und Druckausgaben bezeugen die nachhaltige Rezeption des Textes. Die Edition auf der Grundlage der kritischen Ausgabe von Anselme Davril und Timothy M. Thibodeau (1995-2000) bietet erstmals eine vollständige deutsche Übersetzung aller acht Bücher des Rationale divinorum officiorum. Durch mehrere Verzeichnisse und ein umfangreiches analytisches Sachregister, das die Übersetzung allen an Denken, Gebräuchen, Kunst, Liturgie, Theologie und Volkskunde Interessierten umfassend erschließt, wird die Übersetzung des lateinischen Textes einem weiten Leserkreis leichter benutzbar.
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