Von Präsidentschaftswahlen wird erwartet, dass zwischen verschiedenen Kandidaten meist unterschiedlicher Parteien um die Mehrheit bzw. die politische Macht gerungen wird. Doch nicht alle Wahlkämpfe verfolgen dieses Ziel. In Mexiko stand der Sieger fast im ganzen 20. Jahrhundert bereits fest, bevor der Wahlkampf überhaupt begann. Es war klar, dass er aus den Reihen einer Partei, der PRI, kam. Dennoch wurden die Wahlkampagnen mit großer Ernsthaftigkeit und großem Aufwand geführt. Somit ist die Frage der Autoren mehr als berechtigt: Welchen Zweck haben Präsidentschaftswahlen, wenn der Sieger bereits im Voraus feststeht? Als im Jahr 1987 die Kandidatur von Carlos Salinas de Gortari bekannt wurde, bildete sich eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe, die seine Wahlkampagne unter ethnografischen Gesichtspunkten von Anfang an im Rahmen einer Feldforschung begleitete. Die Untersuchung der Ethnologin Larissa Adler-Lomnitz, des Politologen Rodrigo Salazar Elena und des Kommunikationswissenschaftlers Ilya Adler zeigt, dass der mexikanische Präsidentschaftswahlkampf in seinem Kern über die Beziehungen zwischen Präsident und Partei und nicht über den Wettstreit zwischen verschiedenen Parteien zu verstehen ist. Das Anliegen des Buches ist es, die Spezifika des mexikanischen "Autoritarismus" jener Jahre herauszuarbeiten. Dabei stoßen die Autoren auf Machtmechanismen, denen sich große Teile der Bevölkerung freiwillig unterwarfen und die bis heute nicht nur in Mexiko zu beobachten sind.