Der Untergang jüdischer Verlage in Deutschland hatte für das umfangreiche Werk Eugen Wolbes (1873-1938) bittere Konsequenzen: Nur wenige Experten verbinden heute noch etwas mit seinem Namen. Mag sein, dass seine ursprünglich kaisertreue Einstellung dem heutigen Interesse an seinen Veröffentlichungen im Wege steht. Was ihn jedoch besonders macht, ist seine Offenheit für literarische und gesellschaftliche Vorgänge in der deutschen Dominanzgesellschaft bei gleichzeitig strikter Ablehnung von Assimilationstendenzen. Er wollte jüdisches Selbstbewusstsein festigen. Schon vor 100 Jahren legte Wolbe Gedanken zu jüdischer Identität vor, die auch gegenwärtig Aufmerksamkeit verdienen. Sein Lebensweg, dessen erzwungenen beruflichen Abbruch er mit zahlreichen anderen jüdischen Beamten teilte, wird hier von einem Autor nachgezeichnet, der am selben Ort wie einst Wolbe unterrichtete.
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