Seit jeher beschäftigt sich die Literatur mit individuell oder kollektiv erlebter Vergangenheit. Während jedoch traditionelle historische Romane zumeist in einem gleichsam 'unproblematischen' Verhältnis zur historischen Überlieferung stehen, setzen sich neuere Formen historischen Erzählens kritisch mit ihrem jeweiligen Gegenstand auseinander: Sie hinterfragen überkommene historiographische Deutungen und reflektieren über die Möglichkeiten und Grenzen historischer Erkenntnis. Die vorliegende Arbeit versteht sich als Beitrag zur Erforschung solcher Formen kritischen historischen Erzählens, und zwar mit Blick auf den französischen Gegenwartsroman. Neben ausführlichen Textanalysen bietet die Arbeit dabei auch einen innovativen Zugang zum Verhältnis von Literatur und Geschichtsschreibung. Ein Exkurs zum Werk Claude Simons rundet die Arbeit ab und lässt deutlich werden, in welchem Maße zeitgenössisches Romanschaffen (immer noch) geprägt ist von den Avantgarden des 20. Jahrhunderts.