Marktplatzangebote
4 Angebote ab € 9,00 €
  • Gebundenes Buch

Über Glanz und Elend der alten Griechen und Römer wissen wir alles - sie gehören zu den vielbeschworenen Wurzeln des Abendlandes. Aber wer kennt die Geschichte des Byzantinischen Reichs, das mehr als tausend Jahre währte und als christliches Bollwerk Europa vor dem Ansturm der islamischen Gotteskrieger beschützte? Wer weiß schon, dass nicht das niedergehende Rom, sondern das dessen Nachfolge antretende Byzanz das Kulturerbe der Antike in die Neuzeit überlieferte?

Produktbeschreibung
Über Glanz und Elend der alten Griechen und Römer wissen wir alles - sie gehören zu den vielbeschworenen Wurzeln des Abendlandes. Aber wer kennt die Geschichte des Byzantinischen Reichs, das mehr als tausend Jahre währte und als christliches Bollwerk Europa vor dem Ansturm der islamischen Gotteskrieger beschützte? Wer weiß schon, dass nicht das niedergehende Rom, sondern das dessen Nachfolge antretende Byzanz das Kulturerbe der Antike in die Neuzeit überlieferte?

Autorenporträt
John Julius Norwich ist Autor wegweisender Werke über die Normannen in Sizilien, die venezianische Republik und das byzantinische Reich. Er arbeitete bei BBC-Fernsehproduktionen mit, u. a. als Verfasser und Moderator einer historischen Dokumentationsreihe.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.10.1996

Beim Atabeg von Mosul
Byzanz in seinen späten Jahren Von Manfred Clauss

Der anzuzeigende Band bildet den Abschluß einer Trilogie, in der John Julius Norwich die über tausendjährige Geschichte des Byzantinischen Reiches schildert. Sie setzt mit der Regierungszeit Konstantins des Großen ein, der am 11. Mai 330 seine nach ihm benannte neue Hauptstadt einweihte, und endet mit der Eroberung Konstantinopels durch die Türken am 29. Mai 1453.

Als 1993 der erste Band erschien, reagierte die Fachwelt teilweise mit heftiger Kritik. Ein Rezensent entließ seine Leser mit dem Ratschlag, den Kaufpreis lieber in einem Essen beim Griechen um die Ecke anzulegen; von Byzanz erfahre man zwar auch da nichts, aber wenigstens schmecke es und verstopfe nicht die Bücherregale. Wissenschaftlich betrachtet, kann man diese Beurteilung für vertretbar halten, fair ist sie allerdings nicht. Ähnlich könnte man Stefan Zweig kritisieren, dessen Erzählung "Die Eroberung von Byzanz. 29. Mai 1453" unabhängig von allen gelehrten Standards ein literarisches Glanzstück ist. Norwich will dem "interessierten Laien schlicht und einfach eine spannende Geschichte so abwechslungsreich und so genau wie möglich" erzählen.

Die Darstellung setzt mit der Niederlage des byzantinischen Heeres im Jahre 1071 bei Mantzikert gegen die Türken ein, als der Kaiser selbst in die Hände der Muslime fiel. Da etwa zeitgleich in Unteritalien mit der Eroberung von Bari durch den Normannen Robert Guiscard der letzte Vorposten von Byzanz auf der italienischen Halbinsel gefallen war, läßt sich mit diesem Datum in der Tat der Anfang vom langwierigen Ende des byzantinischen Staates ansetzen.

Aufbauend auf dem chronologischen Gerüst der Regierungszeiten der byzantinischen Kaiser, schildert Norwich die allmähliche Erholung und die anschließenden Auseinandersetzungen mit dem Westen, die sich vor allem während der Kreuzzüge des zwölften Jahrhunderts abspielten. Sie endeten in der Eroberung der Stadt am Goldenen Horn durch die Kreuzfahrer im Jahre 1204. Damit war das Ende des Byzantinischen Reiches als mediterrane Großmacht besiegelt. Zwar gelang Michael Palaiologos 1261 nochmals die Rückeroberung von Konstantinopel, worauf er sich als "neuer Konstantin" feiern ließ, aber nennenswerte politische Bedeutung war Hauptstadt und Reich nicht mehr beschieden. Die lange Serie von Pestepidemien, Erdbeben, Kriegen und inneren Wirren kann hier auch nicht andeutungsweise nacherzählt werden.

Der Niedergang von Byzanz geht parallel mit der Geburt der Nationalstaaten auf dem Balkan und in Rußland. Doch davon erfährt man bei Norwich wenig, strukturelle Fragen interessieren ihn ohnehin kaum. Geschichtsschreibung ist für ihn die Schilderung unaufhörlicher Kriege. Auf fünfhundert Seiten werden wohl ebensoviele Personen vorgestellt. Exotische Titel - "Der Atabeg von Mosul", "Der Emir von Shaizar", "Der Groß-Zhupan" - tauchen auf, werden aber nicht erklärt. Fremde Völker wie die Danischmendiden füllen die Seiten, bleiben aber schemenhaft.

Immerhin gibt es griffige Charakterisierungen. Da ist ein Potentat "verschlagen und falsch, faul und lüstern", und, Karl-May-Lesern ist dieses Zusammentreffen wohlvertraut, gleichzeitig hat er "eine platte Nase und ein stark pockennarbiges Gesicht". Norwich bemerkt selbst in seinem Vorwort, er fürchte, die Geschichte der letzten Jahrhunderte des Byzantinischen Reiches mache das Lesen nicht selten zur Qual. Diesen Eindruck kann der Rezensent, wenngleich aus anderen Gründen, bestätigen.

John Julius Norwich: "Byzanz". Verfall und Untergang. 1072-1453. Aus dem Englischen übersetzt von Clauia Wang, Ulrike und Manfred Halbe-Bauer. Econ Verlag, Düsseldorf 1996. 560 S., 10 Abb., geb., 58,- DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr