Die Novellen El Greco malt den Großinquisitor (1936) und Wir sind Utopia (1942/43) sowie der Kindheitsroman Der Knabe im Brunnen (1953) sind Stefan Andres' meistgelesene Werke; sein Gesamtwerk ist dagegen - zu Unrecht - nur wenig bekannt. Die katholische Erziehung in einer Bauernfamilie an der Mosel, seine langjährige Beschäftigung mit der klassischen Antike und dem Mythos und die engagierte Auseinandersetzung mit Deutschland unter Konrad Adenauer prägten diesen Schriftsteller von europäischem Rang. Durch eine umfassende Untersuchung sowohl seines fiktionalen als auch seines publizistischen Schaffens wird hier der Versuch unternommen, die Verbindung zwischen Andres' intensiver und ins Einzelne gehender Erforschung der menschlichen Spiritualität einerseits und seinem leidenschaftlichen und kritischen Engagement mit der sozialen und politischen Realität andererseits aufzuzeigen. Während die Forschung bisher eine gewisse Polarität zwischen Andres' Interessengebieten voraussetzte, erarbeitet die vorliegende Studie die komplementären Aspekte eines ganzheitlichen und komplexen christlichen Humanismus.