Die empirisch belegte niedrigere Qualität vorsätzlicher Falschaussagen folgt theoretisch aus der kognitiven Schwierigkeit und strategischen Vermeidung bestimmter Inhalte, die als Qualitätsmerkmale zur Glaubhaftigkeitsbegutachtung herangezogen werden. Erste Ergebnisse zur Überprüfung inwieweit sich diese Annahmen für einzelne Merkmale bestätigen, betonen die Bedeutung schemainkonsistenter Informationen: Demnach können und wollen vorsätzlich Täuschende unvorhergesehene Komplikationen im Handlungsverlauf nicht in ihre Aussagen integrieren, da sie nicht vereinbar sind mit allgemeinen Vorstellungen über typische Eigenschaften des berichteten Sachverhalts und glaubwürdigen Aussageverhaltens. Die Befundlage zur diagnostischen Güte dieses Glaubhaftigkeitskriteriums bleibt jedoch insgesamt hinter den daraus resultierenden Erwartungen zurück. Ziel der vorliegenden Untersuchung war es daher, seine Validität unter detaillierterer, sensiblerer Messmethodik und Berücksichtigung möglicher Einflussfaktoren zu untersuchen. Hierzu wurden die Zeugenaussagen von 248 Jugendlichen über eine tatsächliche oder fiktive Teilnahme an einem Verhaltensexperiment gegenübergestellt. Die Ergebnisse unterstreichen den diagnostischen Wert des Kriteriums innerhalb der Inhaltsanalyse und bestärken seine zugrundeliegenden Prozessannahmen, sowie den Ansatz der theoriegeleiteten, genaueren Merkmalsoperationalisierung.