«Das wichtigste Problem alles menschlichen Denkens ist das: den Menschen als auf sich selbst gegründete, freie Persönlichkeit zu begreifen.» Dieser Schlussatz von Rudolf Steiners Dissertation Wahrheit und Wissenschaft (1892) enthält lapidar die Grundfrage seiner ganzen Philosophie. Steiner stellte sich diese Frage, als er zum ersten Mal Kant und dann als junger Student Fichte las. Diesem Problem widmete er sein erkenntnistheoretisches Hauptwerk Die Philosophie der Freiheit (1894). Seine Freiheitsphilosophie erklärt auch sein Eintreten für Nietzsche gegen die damalige herrschende Richtung der Philosophie und liess ihn schließlich, im Unterschied zur Theosophie, in die er sich nach der Jahrhundertwende involvierte, eine Anthroposophie entwickeln, das heißt eine spirituelle Menschen- und Weltanschauung, die das Freiheitsmoment des menschlichen Geistes in den Mittelpunkt stellt. Diese Problemstellung bringt Steiner schon unmittelbar in die Nähe Fichtes, Schellings und Hegels. Steinerbetrachtete sich als einen Erneuerer des Idealismus, der nicht einfach aus den Schriften dieser Denker schöpft, sondern der sich den Idealismus neu auf phänomenologischen Grundlagen und namentlich anknüpfend an Goethes naturwissenschaftliche Arbeit aufbaut.Der Autor untersucht in seiner historisch-kritischen Arbeit die Methode und die Strukturaspekte von Steiners Philosophie und unternimmt im Abschluss eine Würdigung, die Steiner jenseits von Apologetik und Polemik eine gebührende Stelle in der Geschichte der Philosophie zu geben versucht. Die Hauptfragen von Sijmons' Untersuchung sind: Wie hat Rudolf Steiner einen um die Freiheit zentrierten Idealismus auf phänomenologischer Grundlage schaffen wollen? Was ist seine philosophische Methode gewesen? Wie verhalten sich dabei die objektive Idee und das subjektive Erlebnis derselben (Bewusstsein) oder Wissen und Handeln (Freiheit) zueinander?
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