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Das Taschenbuch ist bis heute eine, vielleicht die verlegerische Erfolgsgeschichte der Nachkriegszeit. Inhalt und Verpackung, Lesestoff und Ästhetik der Taschenbücher mit ihren hohen Auflagen spiegeln die kulturelle Szenerie der 1950er Jahre im deutschsprachigen Raum wider. »Reihenweise« lässt diese Epoche in zwei Bänden Revue passieren. Der erste Band ordnet die Taschenbücher der 1950er Jahre in die Kulturlandschaft jener Tage ein, mit einem Schwerpunkt – schon allein wegen der überwiegenden Zahl der Verlage – auf der Bundesrepublik. Die Reihen, ob umfangreich und nachhaltig oder schmal und…mehr

Produktbeschreibung
Das Taschenbuch ist bis heute eine, vielleicht die verlegerische Erfolgsgeschichte der Nachkriegszeit. Inhalt und Verpackung, Lesestoff und Ästhetik der Taschenbücher mit ihren hohen Auflagen spiegeln die kulturelle Szenerie der 1950er Jahre im deutschsprachigen Raum wider. »Reihenweise« lässt diese Epoche in zwei Bänden Revue passieren. Der erste Band ordnet die Taschenbücher der 1950er Jahre in die Kulturlandschaft jener Tage ein, mit einem Schwerpunkt – schon allein wegen der überwiegenden Zahl der Verlage – auf der Bundesrepublik. Die Reihen, ob umfangreich und nachhaltig oder schmal und ephemer, werden vorgestellt und ihre Gestaltung anhand ausgewählter aussagekräftiger Beispiele belegt. Das farbige Bildregister im zweiten Band dokumentier alle den Autoren bekannt gewordenen Umschläge in ihren unterschiedlichen Versionen, die in dem Zeitraum zwischen 1950 und 1959 erschienen sind. Eine Bibliographie der rund 5.000 Titel ergänzt die üblichen Angaben um die Gestalter, soweit sie sich ermitteln ließen. Die Bibliographie bietet einen weitgehend vollständigen Überblick über die Taschenbuchausgaben der 1950er Jahre. Der Gestalterindex liefert weitere Daten zu den Grafikerinnen und Grafikern und erschließt, gemeinsam mit einem Titel- und Autorenregister, die beiden Bände. Die Vorzugsausgabe in rotem Leinen zum Preis von 499,00 Euro, auf 75 nummerierte Exemplare beschränkt, enthält zusätzlich ein Booklet mit Entwurfszeichnungen von Karl Gröning jun. und Gisela Pferdmenges und einem Vorwort von Manuel Gröning. Die nummerierten Exemplare werden von den Verfassern signiert.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Was für ein schönes, prächtiges Werk, seufzt der hier rezensierende ehemalige Rowohlt-Leiter Michael Naumann. Sichtlich von Nostalgie ergriffen betrachtet der Kritiker die beiden Bände, in denen Reinhard Klimmt, einst saarländischer Ministerpräsident und Bundesminister, gemeinsam mit dem Kommunikationssoziologen Patrick Rössler die Umschlag-Geschichte der gesamten deutschsprachigen Taschenbücher zwischen 1946 und 1960 dokumentiert. Im ersten farbenprächtigen Band findet Naumann eine Würdigung der Grafiker, Maler und Schriftschneider, die für die Cover der Wirtschaftswunderjahre verantwortlich waren. Verzückt blättert er auch durch den zweiten Band, der circa 5.000 exemplarische Umschlagseiten von 140 Taschenbuchreihen abbildet und die ganze Bandbreite von "feinsinniger" Symbolik bis hin zu "krassem" Kitsch veranschaulicht. Diese gestaltungshistorische Dokumentation ist eine einzigartige Darstellung deutscher Geschmacksgeschichte, versichert der Rezensent.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.12.2016

Aus der Tasche in die Hand

Oder auch: Das gute Buch für jedermann. So lauteten Slogans, mit denen ab den fünfziger Jahren Taschenbücher beworben wurden. Sie erschlossen den Verlagen zum ersten Mal einen Massenmarkt. Zwei exquisite Bildbände zeigen, welche Reihen damals entstanden, und machen mit ihren Gestaltern bekannt.

Im Oktober 1959 geht Theodor W. Adorno über die Frankfurter Buchmesse und schreibt anschließend für das Feuilleton dieser Zeitung einen Text, der von der sonderbaren Beklemmung handelt, die ihn vor den Bücherständen befallen habe. Buchumschläge seien nämlich zur Reklame für das Buch geworden, wodurch die Bücher nicht mehr aufträten, wie es Bücher eigentlich tun sollten, mit der "Würde des in sich Gehaltenen, Dauernden, Hermetischen, das den Leser in sich hineinnimmt". Stattdessen machten sich die Bücher nun an die Leser heran. Manche Verlage würden Bücher immerhin in zwei Ausstattungen herausbringen, eine würdige und eine, "die mit Männchen und Bildchen den Leser anspringt". Wobei es der Bildchen gar nicht immer bedürfe, es genüge oft schon "die Plakatwirkung allzu intensiver und auffälliger Farben".

Es ist klar, woran Adorno nicht zuletzt dachte, obwohl er dem Wort selbst aus dem Weg geht, als ob er es dem Leser gar nicht zumuten dürfte: an die Taschenbücher des Massenmarkts, wie er sich seit Beginn der fünfziger Jahre herausgebildet hatte. Adorno waren sie noch 1959 so wenig geheuer wie Hans Magnus Enzensberger, der im selben Jahr in seiner "Analyse der Taschenbuchproduktion" konstatierte, dass mit ihnen der Geist hinter bunten Umschlägen zur puren Ware verkomme. Das Taschenbuch musste hier als Ausdruck der Massenkultur büßen, deren manipulativer Charakter herausgestellt wurde. Einige Jahre später feierte Adorno dann allerdings selbst seine größten Bucherfolge mit Taschenbuchausgaben in der edition suhrkamp, die 1963 gegründet wurde, drei Jahre nach dem Tod Peter Suhrkamps, der sich noch strikt geweigert hatte, auf dem Taschenbuchmarkt einzusteigen.

Aber natürlich konnte man die Taschenbücher auch von Anfang an ganz anders wahrnehmen. Als Verführung durchaus nicht bloß zum Kauf, wie Enzensberger fürchtete, sondern zum Lesen. Ihr Ladenpreis lud ein, ihr Äußeres sorgte für Aufmerksamkeit, ihr Erfolg krempelte binnen weniger Jahre die Verlagslandschaft um. Die Spreizung der Niveaus war weit, und in die Gestaltung der Umschläge floss einige Mühe, die durchaus nicht auf "Männchen und Bildchen" zu verkürzen ist.

Man kann sich nun ein Bild davon machen in zwei Bänden, die in Form einer großen Bildergalerie deutsche Taschenbuchreihen der fünfziger Jahre präsentieren. Herausgeber sind zwei Bibliomane: Reinhard Klimmt, lange Jahre in hohen Funktionen tätiger SPD-Politiker, und Patrick Rössler. Gemeinsam mit einigen anderen Kennern der frühen Paperbacks werden von ihnen nicht bloß die Profile und Geschichten der in schneller Folge von den Verlagen gegründeten Reihen vorgestellt, solche in der DDR eingeschlossen, sondern auch - so weit wie nach den manchmal spärlichen Quellen möglich - ihre Gestalter präsentiert.

Blickt man auf Profile und Titel, steht man vor einer kommentierten Bildergalerie zur deutschen Nachkriegskultur. Die Aufmerksamkeit für die Gestaltung erschließt zudem eine wichtige Facette der Geschichte des grafischen Designs und der Buchgestaltung.

Im seinem Vorwort blickt der spätere Sammler Klimmt auf seine Leseerfahrungen als Knabe zurück, der sich durch kein noch so harsches Verdikt von Eltern oder Lehrern abhalten ließ, die lockenden Bücher zu erstehen: "Ich bin ein Geschöpf der Taschenbuchkultur." Es war eben bald alles da, nachdem Rowohlt mit der rororo-Reihe den Bann gebrochen hatte, von den Weiten der Unterhaltungsliteratur bis zu alten und modernen Klassikern, und Sachbuch und Wissenschaft kamen auch hinzu, wenn auch vorerst noch bescheiden. Hier hat man es als Panorama in zwei exzellent ausgestatteten Bänden vor sich.

hmay

Reinhard Klimmt/Patrick Rössler: "Reihenweise". Die Taschenbücher der 1950er Jahre und ihre Gestalter.

Achilla Presse, Butjadingen 2016. Zwei Bände im Schuber, zusammen 932 S., 249,- [Euro]. (Zu beziehen über: reinhard.klimmt@t-online.de oder buechergaertner@t-online.de.

ISBN 978-3-00-052234-5.)

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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