Produktdetails
- Hersteller: Sony Classical,
- EAN: 5099704586823
- Artikelnr.: 35990278
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.12.2014Das große Theater der Liebe
Jean-Philippe Rameau, Zeitgenosse der Zukunft, ein Popstar in seiner Gegenwart, starb vor zweihundertfünfzig Jahren. Später wurde er vergessen. Noch gibt es zu wenig gute Aufnahmen.
Barockmusik fetzt und rockt. Das ist keine große Neuigkeit. Schon vor mehr als einem halben Jahrhundert bemerkten einzelne Musiker, etwa Jacques Loussier oder die Swingle Singers, dass die Musikformen dieses versunkenen, vorrevolutionären Zeitalters dank ihres rhythmischen und harmonischen Grundmusters und vor allem dank ihres Generalbassfundaments einen Beat in sich bergen, der mit den Parametern der Popmusik direkt korrespondiert.
Dann blühte die Barockoper neu auf. Die historisch informierte Aufführungspraxis trat ihren Triumphzug an. Inzwischen gelingt der Spagat, der die Jahrhunderte überspannt, mit staunenswerter Leichtigkeit selbst Musikern, die nicht über die Belesenheit eines Nikolaus Harnoncourt verfügen. Spezialensembles für Alte Musik treffen sich zu enger Zusammenarbeit mit Spezialensembles für Neue Musik. Experimentierfreudige Individualisten wie die Theorbe-Spielerin Christina Pluhar kopieren Popmusik-Loops wie Blaupausen über die schönsten Schlager von Monteverdi oder Purcell. Und laufend werden alle möglichen "Kleinmeister" des siebzehnten und achtzehnten Jahrhunderts neu entdeckt. Bei dieser barockmusikalischen Marktschwemme ist es erstaunlich, dass einer der größten Popstars der Musikgeschichte, Jean-Philippe Rameau, in diesem Rameau-Jubiläumsjahr, das jetzt zu Ende geht, so schlecht weggekommen ist.
Neuaufnahmen, die es wert sind, weiterempfohlen zu werden, lassen sich an einer Hand abzählen. Unbedingt dazu gehört die präzis präsentierte Ersteinspielung der Messe des morts, die bei der Trauerfeier für Rameau am 27. September 1764 in Paris gespielt worden war ("Rameau's Funeral". Paradizo PA0013, im Vertrieb von harmonia mundi).
Zu Rameaus Begräbnis strömten die Massen, tout Paris trug Schwarz, der "Mercure de France" berichtet: "Man konnte sehen, wie eine große Anzahl der Anwesenden beim Kyrie eleison dieser Messe die Tränen nicht zurückhalten konnte, das an die ausdrucksvolle Musik einer der schönsten Stellen von Monsieur Rameaus Werk angepasst worden war." Aufgeführt wurde nämlich ein Pasticcio: Auf das Kyrie der Totenmesse (komponiert von Jean Gilles) folgte eine Opern- oder Ballettmusikeinlage (komponiert von Rameau). Weltliches grätschte ins Geistliche. Rameau, dem aufgeklärten Spötter, zugleich Domestiken des Ancien Régime, hätte das sicherlich gut gefallen.
Auch in das "Sanctus" und ins "Lux Perpetua" implantierte man bei den Beerdigungsfeierlichkeiten beliebte Schlager des Verblichenen. Die nur mäßig originelle, jedoch, wie der "Mercure" richtig bemerkt, "ausdrucksvolle" Requiem-Komposition von Gilles, ein Standardwerk, das bereits bei der Trauerfeier für Gilles selbst (1705) und abermals bei der für Louis XV (1774) benutzt wurde, war entsprechend bearbeitet worden. Skip Sempé, der Dirigent dieser Ersteinspielung, folgt der "Paris-Version", die als handgeschriebene Partitur ("Le Service Funèbre de Rameau") überliefert ist; das famose Collegium Vocale Gent sowie die Musiker des Ensembles Capriccio Stravagante folgen wiederum Sempé, mit Hingabe und Feuer.
Vergleichsweise fad wirkt die Best-of-Idee zu einem Konzeptalbum, das Teodor Currentzis zum zweihundertsten Todestag Jean-Philippe Rameaus vorlegte ("The Sound of Light. An Anthology of the Baroque master's music", Sony 8884 3082572)". Es kombiniert einzelne rhythmisch pointierte Tanzsätze mit einigen der schönsten Gesangsnummern Rameauscher Opern und unterlegt dem eine eigene Dramaturgie. Ähnliches haben mit mehr Glück schon andere vor Currentzis versucht, zuletzt 2013 das französische Ensemble Les Amassadeurs unter Leitung von Alexis Kossenko in dem Album "Le Grand Théâtre de l'Amour" mit der charismatischen jungen Sopranistin Sabine Devieilhe an der Spitze (Erato 50999 9341492, im Vertrieb von Warner).
Currentzis, ichstarker Eventdirigent aus Perm, wird allgemein für seine stürmische Neuinterpretation der Mozartopern als ein Visionär gefeiert. Man hält die leidenschaftliche Haltung eines Musikanten gern für das Resultat seiner Tätigkeit (vielleicht: Ausdruck unstillbarer Sehnsucht nach etwas "Echtem", im Zeitalter von copy & paste). Doch das von Currentzis begründete Ensemble Musica Aeterna spielt in diesem Falle die sprunghaft originellen, ideenfunkelnden Piècen von Rameau enttäuschend glanzlos und pastos, wie hinter einem Vorhang verborgen. Das Klangbild hat einen Firnis. Zwar behalten die Tanzsätze, etwa die vielgeliebte Chaconne aus "Les Indes Galantes" oder der Contredanse aus "Les Boréades", ihren Drive. Doch das Ohr kann nicht unterscheiden, wie viele und welche Instrumente daran beteiligt sind. Auch die Protagonisten der Gesangseinlagen klingen gedeckelt, plüschig. Currentzis bekennt, dass ihn die historischen Forschungen der Aufführungspraktiker wenig interessieren: "Es geht mir nicht darum, den ultimativen authentischen barocken Klang zu finden. Ich möchte weitergehen und Teile meines Selbst kennenlernen." Chacun à son gout. Teile der Zuhörerschaft mögen sich dafür weniger interessieren. Stattdessen eher dafür, dass die Soprane sternklar leuchten, wie etwa die der spezialisierten französischen Barocksängerinnen Isabelle Poulenard oder Sandrine Piau; oder, beispielsweise, dafür, dass der Bordun des Dudelsacks in einer Musette en rondeau so gestochen scharf artikuliert wird, wie in der Gesamtaufnahme der Oper "Les Indes Galantes", die William Christie 1991 mit seinem Ensemble Les Arts Florissants vorgelegt hat.
Diese legendäre Christie-Einspielung wurde jetzt wiederveröffentlicht im Rahmen einer Rameau-Jubiläums-Box, die auch die Gesamtaufnahme der Tragédie lyrique "Castor et Pollux" (1992) sowie der Ballettopern "Pygmalion" (1991), "Nélée et Myrthis" (1991) und "Anacréon" (1981) wieder zugänglich macht. Für diese Recycling-Edition mit zehn CDs, enthaltend fünf vollständige Bühnenwerke in der mustergültigen Interpretation des Pioniers der Rameau-Renaissance, muss man dem Label harmonia mundi schon allein deshalb dankbar sein, weil es das Beste ist, was in Sachen Rameau 2014 veröffentlicht wurde.
Einmal abgesehen von den "Pièces de clavecin" Rameaus - darin, nebst weiteren phantastischen Tonmalereien, auch der bizarre Dudelsack-Effekt einer Musette en rondeau plus Tambourin (diesmal die aus "Les Fêtes d'Hébé, nicht aus "Les Indes Galantes"), der von Rameau direkt ins Cembalo übersetzt worden ist. William Christie hatte diese Charakterstücke aus der mittleren Schaffensphase Rameaus 1981 eingespielt, als Bonus ist die Aufnahme in der Opern-Box mitenthalten. Seither gibt es freilich etliche neuere Lesarten, und es hat sich, was Kenntnis, (Nach-)Bau und vor allem Spielweise historischer Cembali anbelangt, in den letzten dreißig Jahren viel bewegt. Das zeigt, im Vergleich, die fulminante Neueinspielung dieser Stücke durch Ketil Haugsand, der weit mehr Farben in den Fingern hat und ungleich lebendiger formuliert und artikuliert, als es weiland Christie wagte. Haugsand, Cembalo-Koryphäe aus Köln, spielt ein flämisches Instrument, das er selbst nachgebaut hat.
Eine ganz andere, eigene Rameau-Baustelle hat sich die luxemburgische Pianistin Cathy Krier aufgetan. Sie spielte einige der Piècen Rameaus auf dem modernen Flügel ein, mit kantablem Ton, leichtem Anschlag und sogar federfein dosierter Agogik, und konfrontierte sie dergestalt mit der "Musica ricercata" György Ligetis von 1951/53 (Avi-Music 8553308, im Vertrieb von harmonia mundi).
Es ist dies allerdings ein noch frühes Werk Ligetis, eher auf der Suche nach neuen Formen als aus der Erinnerung an die alten konzipiert, das kaum einen Bezug zur Kompositionsweise der Barockzeit erkennen lässt. Ligetis Musik bleibt selbst in Passagen, die der Motorik huldigen, singulär. So stemmt sich Krier mit ihrem Experiment eher gegen den Trend: Gegenwart grätscht schockhaft in die Vergangenheit. Aber auch das hätte Rameau wahrscheinlich gut gefallen.
ELEONORE BÜNING
Jean-Philippe Rameau: Les Indes Galantes; Castor & Pollux; Pièces de clavecin; Actes de ballet. Diverse Solisten, Les Arts Florissants, William Christie. 10 CDs, harmonia mundi HMX 2908700.09
Jean-Philippe Rameau:
Pièces de clavecin. Completes Works for Harpsichord. Ketil Haugsand.
2 CDs, Simax PSC 1345 (Klassik Center)
Jean-Philippe Rameau: Suite en Sol, 4 Pieces de Clavecin en Concerts, La Dauphine. György Ligeti: Musica Ricercata. Cathy Krier. Avi-Music 8553308 (harmonia mundi)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Jean-Philippe Rameau, Zeitgenosse der Zukunft, ein Popstar in seiner Gegenwart, starb vor zweihundertfünfzig Jahren. Später wurde er vergessen. Noch gibt es zu wenig gute Aufnahmen.
Barockmusik fetzt und rockt. Das ist keine große Neuigkeit. Schon vor mehr als einem halben Jahrhundert bemerkten einzelne Musiker, etwa Jacques Loussier oder die Swingle Singers, dass die Musikformen dieses versunkenen, vorrevolutionären Zeitalters dank ihres rhythmischen und harmonischen Grundmusters und vor allem dank ihres Generalbassfundaments einen Beat in sich bergen, der mit den Parametern der Popmusik direkt korrespondiert.
Dann blühte die Barockoper neu auf. Die historisch informierte Aufführungspraxis trat ihren Triumphzug an. Inzwischen gelingt der Spagat, der die Jahrhunderte überspannt, mit staunenswerter Leichtigkeit selbst Musikern, die nicht über die Belesenheit eines Nikolaus Harnoncourt verfügen. Spezialensembles für Alte Musik treffen sich zu enger Zusammenarbeit mit Spezialensembles für Neue Musik. Experimentierfreudige Individualisten wie die Theorbe-Spielerin Christina Pluhar kopieren Popmusik-Loops wie Blaupausen über die schönsten Schlager von Monteverdi oder Purcell. Und laufend werden alle möglichen "Kleinmeister" des siebzehnten und achtzehnten Jahrhunderts neu entdeckt. Bei dieser barockmusikalischen Marktschwemme ist es erstaunlich, dass einer der größten Popstars der Musikgeschichte, Jean-Philippe Rameau, in diesem Rameau-Jubiläumsjahr, das jetzt zu Ende geht, so schlecht weggekommen ist.
Neuaufnahmen, die es wert sind, weiterempfohlen zu werden, lassen sich an einer Hand abzählen. Unbedingt dazu gehört die präzis präsentierte Ersteinspielung der Messe des morts, die bei der Trauerfeier für Rameau am 27. September 1764 in Paris gespielt worden war ("Rameau's Funeral". Paradizo PA0013, im Vertrieb von harmonia mundi).
Zu Rameaus Begräbnis strömten die Massen, tout Paris trug Schwarz, der "Mercure de France" berichtet: "Man konnte sehen, wie eine große Anzahl der Anwesenden beim Kyrie eleison dieser Messe die Tränen nicht zurückhalten konnte, das an die ausdrucksvolle Musik einer der schönsten Stellen von Monsieur Rameaus Werk angepasst worden war." Aufgeführt wurde nämlich ein Pasticcio: Auf das Kyrie der Totenmesse (komponiert von Jean Gilles) folgte eine Opern- oder Ballettmusikeinlage (komponiert von Rameau). Weltliches grätschte ins Geistliche. Rameau, dem aufgeklärten Spötter, zugleich Domestiken des Ancien Régime, hätte das sicherlich gut gefallen.
Auch in das "Sanctus" und ins "Lux Perpetua" implantierte man bei den Beerdigungsfeierlichkeiten beliebte Schlager des Verblichenen. Die nur mäßig originelle, jedoch, wie der "Mercure" richtig bemerkt, "ausdrucksvolle" Requiem-Komposition von Gilles, ein Standardwerk, das bereits bei der Trauerfeier für Gilles selbst (1705) und abermals bei der für Louis XV (1774) benutzt wurde, war entsprechend bearbeitet worden. Skip Sempé, der Dirigent dieser Ersteinspielung, folgt der "Paris-Version", die als handgeschriebene Partitur ("Le Service Funèbre de Rameau") überliefert ist; das famose Collegium Vocale Gent sowie die Musiker des Ensembles Capriccio Stravagante folgen wiederum Sempé, mit Hingabe und Feuer.
Vergleichsweise fad wirkt die Best-of-Idee zu einem Konzeptalbum, das Teodor Currentzis zum zweihundertsten Todestag Jean-Philippe Rameaus vorlegte ("The Sound of Light. An Anthology of the Baroque master's music", Sony 8884 3082572)". Es kombiniert einzelne rhythmisch pointierte Tanzsätze mit einigen der schönsten Gesangsnummern Rameauscher Opern und unterlegt dem eine eigene Dramaturgie. Ähnliches haben mit mehr Glück schon andere vor Currentzis versucht, zuletzt 2013 das französische Ensemble Les Amassadeurs unter Leitung von Alexis Kossenko in dem Album "Le Grand Théâtre de l'Amour" mit der charismatischen jungen Sopranistin Sabine Devieilhe an der Spitze (Erato 50999 9341492, im Vertrieb von Warner).
Currentzis, ichstarker Eventdirigent aus Perm, wird allgemein für seine stürmische Neuinterpretation der Mozartopern als ein Visionär gefeiert. Man hält die leidenschaftliche Haltung eines Musikanten gern für das Resultat seiner Tätigkeit (vielleicht: Ausdruck unstillbarer Sehnsucht nach etwas "Echtem", im Zeitalter von copy & paste). Doch das von Currentzis begründete Ensemble Musica Aeterna spielt in diesem Falle die sprunghaft originellen, ideenfunkelnden Piècen von Rameau enttäuschend glanzlos und pastos, wie hinter einem Vorhang verborgen. Das Klangbild hat einen Firnis. Zwar behalten die Tanzsätze, etwa die vielgeliebte Chaconne aus "Les Indes Galantes" oder der Contredanse aus "Les Boréades", ihren Drive. Doch das Ohr kann nicht unterscheiden, wie viele und welche Instrumente daran beteiligt sind. Auch die Protagonisten der Gesangseinlagen klingen gedeckelt, plüschig. Currentzis bekennt, dass ihn die historischen Forschungen der Aufführungspraktiker wenig interessieren: "Es geht mir nicht darum, den ultimativen authentischen barocken Klang zu finden. Ich möchte weitergehen und Teile meines Selbst kennenlernen." Chacun à son gout. Teile der Zuhörerschaft mögen sich dafür weniger interessieren. Stattdessen eher dafür, dass die Soprane sternklar leuchten, wie etwa die der spezialisierten französischen Barocksängerinnen Isabelle Poulenard oder Sandrine Piau; oder, beispielsweise, dafür, dass der Bordun des Dudelsacks in einer Musette en rondeau so gestochen scharf artikuliert wird, wie in der Gesamtaufnahme der Oper "Les Indes Galantes", die William Christie 1991 mit seinem Ensemble Les Arts Florissants vorgelegt hat.
Diese legendäre Christie-Einspielung wurde jetzt wiederveröffentlicht im Rahmen einer Rameau-Jubiläums-Box, die auch die Gesamtaufnahme der Tragédie lyrique "Castor et Pollux" (1992) sowie der Ballettopern "Pygmalion" (1991), "Nélée et Myrthis" (1991) und "Anacréon" (1981) wieder zugänglich macht. Für diese Recycling-Edition mit zehn CDs, enthaltend fünf vollständige Bühnenwerke in der mustergültigen Interpretation des Pioniers der Rameau-Renaissance, muss man dem Label harmonia mundi schon allein deshalb dankbar sein, weil es das Beste ist, was in Sachen Rameau 2014 veröffentlicht wurde.
Einmal abgesehen von den "Pièces de clavecin" Rameaus - darin, nebst weiteren phantastischen Tonmalereien, auch der bizarre Dudelsack-Effekt einer Musette en rondeau plus Tambourin (diesmal die aus "Les Fêtes d'Hébé, nicht aus "Les Indes Galantes"), der von Rameau direkt ins Cembalo übersetzt worden ist. William Christie hatte diese Charakterstücke aus der mittleren Schaffensphase Rameaus 1981 eingespielt, als Bonus ist die Aufnahme in der Opern-Box mitenthalten. Seither gibt es freilich etliche neuere Lesarten, und es hat sich, was Kenntnis, (Nach-)Bau und vor allem Spielweise historischer Cembali anbelangt, in den letzten dreißig Jahren viel bewegt. Das zeigt, im Vergleich, die fulminante Neueinspielung dieser Stücke durch Ketil Haugsand, der weit mehr Farben in den Fingern hat und ungleich lebendiger formuliert und artikuliert, als es weiland Christie wagte. Haugsand, Cembalo-Koryphäe aus Köln, spielt ein flämisches Instrument, das er selbst nachgebaut hat.
Eine ganz andere, eigene Rameau-Baustelle hat sich die luxemburgische Pianistin Cathy Krier aufgetan. Sie spielte einige der Piècen Rameaus auf dem modernen Flügel ein, mit kantablem Ton, leichtem Anschlag und sogar federfein dosierter Agogik, und konfrontierte sie dergestalt mit der "Musica ricercata" György Ligetis von 1951/53 (Avi-Music 8553308, im Vertrieb von harmonia mundi).
Es ist dies allerdings ein noch frühes Werk Ligetis, eher auf der Suche nach neuen Formen als aus der Erinnerung an die alten konzipiert, das kaum einen Bezug zur Kompositionsweise der Barockzeit erkennen lässt. Ligetis Musik bleibt selbst in Passagen, die der Motorik huldigen, singulär. So stemmt sich Krier mit ihrem Experiment eher gegen den Trend: Gegenwart grätscht schockhaft in die Vergangenheit. Aber auch das hätte Rameau wahrscheinlich gut gefallen.
ELEONORE BÜNING
Jean-Philippe Rameau: Les Indes Galantes; Castor & Pollux; Pièces de clavecin; Actes de ballet. Diverse Solisten, Les Arts Florissants, William Christie. 10 CDs, harmonia mundi HMX 2908700.09
Jean-Philippe Rameau:
Pièces de clavecin. Completes Works for Harpsichord. Ketil Haugsand.
2 CDs, Simax PSC 1345 (Klassik Center)
Jean-Philippe Rameau: Suite en Sol, 4 Pieces de Clavecin en Concerts, La Dauphine. György Ligeti: Musica Ricercata. Cathy Krier. Avi-Music 8553308 (harmonia mundi)
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