Geschichte wiederholt sich nicht. Oder doch? 1992 ein blutiger Sprachenkrieg unter den Schlachtrufen "Für ein einheitliches Moldawien" am südlichen Rand der zerfallenen Sowjetunion. Fünfundzwanzig Jahre später der ukrainische Krieg unter der Forderung "Ukraine für die Ukrainer". Das Muster ist gleich, das Gift des Nationalismus, der ethnischen und der kulturellen Säuberungen, das in den durch den Zerfall der Sowjetunion frei gewordenen Vielvölkerraum nördlich des Schwarzen Meeres eindringt. Jefim Berschins Bericht lässt den transnistrisch-moldauischen Sprachenkrieg als Präzedenzfall einer Region erkennen, die sich nach dem Verfall der Sowjetunion heute wieder in das "Wilde Feld" zu verwandeln droht, das sie als ethnischer, kultureller und politischer Durchgangsraum über Jahrhunderte war. Was 1992 mit Transnistrien begann, sich mit Ossetien, Berg-Karabach und anderen Konflikten fortsetzte, steigert sich heute im ukrainischen Krieg. Wer die Geschichte dieses Raumes, die Triebkräfte seiner Konflikte, die Dimension des Kulturbruchs verstehen will, in das Völker am Ende der systemgeteilten Welt geschleudert wurden und immer noch werden, findet in Berschins Bericht ein bewegendes, höchst aktuelles Zeugnis.
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