Die sogenannte Tonnagesteuerregelung für Einkünfte aus dem Betrieb von Seeschiffen ist das wohl eigenartigste "Gewächs" im Artenreichtum des deutschen Steuersystems. Sie stellt eine einzigartige Durchbrechung des Grundprinzips der Besteuerung nach dem Ist-Einkommen bzw. Ist-Gewinn dar und bildet faktisch, wie nachgewiesen wird, eher eine Steuerbefreiung als eine besondere technische Besteuerungsvariante. In den zehn Jahren ihres Bestehens hat sie eine beeindruckende Zahl von steuerrechtlichen und betriebswirtschaftlichen Veröffentlichungen hervorgerufen. In der volkswirtschaftlichen Steuerlehre dagegen hat die Tonnagesteuer bisher keine Beachtung gefunden. Die Arbeit liefert einen steuersystematischen Vergleich der nationalen Steuerregelungen sowie eine Analyse der Entstehungsgeschichte der deutschen Tonnagesteuer und der Zielvorstellungen des Gesetzgebers. Sie präsentiert ferner eine Quantifizierung der mit der Regelung verbundenen Steuermindereinnahmen und unternimmt erstmals eine volkswirtschaftliche Bewertung.