Ausgehend von Lucian Freuds Bild »Painter Working, Reflection« (1993) entwirft Julia Regina Meer eine korporale Philosophie der Bilder. Das Bild avanciert dabei zum Ausgangspunkt des Denkens, was eine methodische Abgrenzung zu den Bildwissenschaften wie auch zur Bildtheorie ermöglicht. In Anlehnung an die Philosophie von Jean-Luc Nancy schlägt sie ein affirmatives Konzept von Körperlichkeit vor, das auf dem Grenzbegriff der Expeausition - der körperlichen Ausgesetztheit entlang der Haut - beruht. Wie der Selbstakt von Freud zeigt, potenzieren Bilder dieses Ausgesetztsein, da sie nicht nur einen Bildinhalt ausstellen, sondern immer auch den Bildkörper mitaussetzen.
»Meer [legt] einen philosophisch rigorosen Entwurf einer korporalen Theorie des Bildes vor, in dem sie traditionelle philosophische und bildtheoretische Auslegungen dieses Spannungsverhältnisses von Bild und Körper befragt und damit ein neues Bild des Denkens über Körper und Bild, die Bilder des Körpers und die Körper der Bilder entwickelt.«
Eva-Maria Aigner, Journal für Kunstgeschichte, 26/4 (2022) 20221221
Eva-Maria Aigner, Journal für Kunstgeschichte, 26/4 (2022) 20221221