KIM Jun-tae (_1948) trat 1969 mit ersten Gedichten an die literarische Öffentlichkeit. Seitdem erschienen aus seiner Feder mehr als zwanzig Gedichtbände. "Gesang der Wasserspinnen", seine Premiere im deutschsprachigen Raum, bietet einen repräsentativen Überblick über die verschiedenen Schaffensperioden des Dichters. In der koreanischen Literatur nimmt Kim Jun-tae eine prominente Stellung als Dichter der Gwangju- Mai-Demokratiebewegung von 1980 ein. Dafür steht vor allem sein berühmtes Gedicht "Gwangju, du Kreuz Koreas", dessen Veröffentlichung in einer Tageszeitung ihn seine Stellung als Lehrer kostete. Kim Jun-tae auf seine politische Lyrik zu reduzieren greift indes zu kurz. Der vorliegende Band dokumentiert die enorme Bandbreite seines Schaffens: Zarte Naturlyrik steht neben hartem Realismus, schamanischen Gesängen nachempfundene Texte stehen neben Prosagedichten, religiös grundierte Zeilen neben historischen Reminiszenzen. Die zweisprachig gedruckten Gedichte zeigen - jenseits aller Katastrophen der jüngeren koreanischen Geschichte, unter deren Eindruck viele Gedichte entstanden - die erneuernde Kraft, die Kim Jun-tae insbesondere der Natur zuspricht, und den Optimismus seines Denkens.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Wertungsfrei aber interessiert bespricht Rezensent Steffen Gnam diesen Band, der eine Auswahl aus mehreren Gedichtbänden des Lyrikers Kim Jun-tae auf deutsch präsentiert. Kim wurde als Dichter der Demokratiebewegung bekannt, erfahren wir, viele seiner Gedichte geben, teils in der Manier eines Schamanen, Unterdrückten oder auch Toten eine Stimme. Ein wichtiger Begriff für Kim ist das Feld, heißt es außerdem, womit auch das Ackerfeld gemeint ist, was auf die zentrale Stellung der Natur in seinen Gedichten verweist. In späteren Gedichten artikuliert sich laut Gnam die Sehnsucht nach einem wiedervereinigten Korea, wobei Kim wiederum auf Naturmetaphorik zurückgreift. Wenn der auch in deutscher Kultur bewanderte Kim die Einheit aller Dinge beschwört, geht es immer auch um die Einheit Koreas, stellt der Rezensent abschließend klar.
© Perlentaucher Medien GmbH
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