Magisterarbeit aus dem Jahr 1996 im Fachbereich Filmwissenschaft, Note: 2,0, Johannes Gutenberg-Universität Mainz (Institut für Filmwissenschaft), 23 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Anmerkungen: Reflexion über die europäische Vergangenheit des Regisseurs, dessen Werke Meilensteine des amerikanischen narrativen Films in den 20er Jahren waren. Es beginnt mit einer Darstellung der Kultur Wiens um die Jahrhundertwende und konzentriert sich besonders auf die psychologischen Motive, die der Regisseur äußerst vielschichtig in seine Werke einwirkte , Abstract: Als Erich von Stroheim 1919 BLIND HUSBANDS, seinen ersten Film als Regisseur drehte, hatte er bereits Erfahrung im Filmgeschäft gemacht. Er war bis zu diesem Zeitpunkt als Nebendarsteller zumeist als Schurke aufgetreten, wurde aber auch als militärischer Berater bei mehreren Filmen eingesetzt, wodurch er Erfahrungen im Bereich der Produktion sammelte. In diesem Zusammenhang entwickelte Stroheim eine besondere Vorliebe für die Wirkung der glamourösen Uniform, die ihm selbst, auch im Alltag getragen, die Aura des Besonderen verlieh und die er in seinen Filmen verwendete: eine durch die Uniform vermittelte kontinentale Aura, die im Laufe der 20er Jahre, das Jahrzehnt seines zentralen Schaffens, Stroheims alter ego werden sollte.Angesichts der Tatsache, dass Stroheim 1909, im Alter von 24 Jahren, aus Österreich in die Vereinigten Staaten emigriert war, lässt sich die Vorliebe für eine derartige Selbstpräsentation rückfolgern. Mitgebracht hatte Stroheim nicht nur die Vorliebe für die Zurschaustellung des Selbst, sondern auch einen besonderen kontinentalen Blick, welcher sich in der Hinterfragung der kulturellen Rückständigkeit und sexuellen Verklemmtheit der Amerikaner, aber auch der Verabsolutierung der Familie als gesellschaftlicher Basis der amerikanischen Gesellschaft äußerte. Diese Faktoren sind Grundideen, auf die Stroheim seine Filme aufbaut.Seine Filme vermitteln bei den Zuschauern durch eine satirische Sicht auf die Protagonisten einen verinnerlichten Einblick hervor: Sie erkennen unter der kaschierenden Fassade von Regenten, von durchschnittlichen Bürgern oder von Betrügern und Verführern die menschliche Eigentlichkeit. Die provokante Wirkung der Filme wird zudem durch die zynische Abbildung dieser Verhaltensmuster hervorgerufen: obgleich seine Filme größtenteils in Europa angesiedelt waren, strebte Stroheims dekuvrierender Stil den zeitgenössischen Moralauffassungen der Amerikaner entgegen. Augenblicke des Alltags einer europäischen Welt aus der Sicht des amerikanisierten Wieners bewirkten die Desillusion von naiven Vorstellungen einer glitzernden Aristokratie.
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