In der Hoffnung auf ein wenig Geld, um sich daheim die bescheidenen Wünsche finanzieren zu können, hat sich auch die Lettin Iva nach Irland anwerben lassen - als Pilzpflückerin. Ohne Englischkenntnisse und mit nur wenig Informationen darüber, was sie tatsächlich erwartet, wagt sie sich ins Unbekannte. Iva, eine Frau in den Dreißigern, beschreibt sich selbst als nicht besonders attraktiv oder klug, ist unverheiratet, kinderlos, ohne jeden Anhang. Aber sie ist stolz darauf, dem Leben die Stirn und falschen Ratgebern Paroli bieten zu können, stolz auf ihre bewährten Verführungskünste, mit denen sie mißliche Situationen zuverlässig meistert, und stolz auch auf ihre Raffinesse, mit der sie sich dem Mobbing ihrer Landsleute wie den Erniedrigungen durch die Champignonbosse widersetzt. Die Zeit in Irland wird hart, aber die Akkordarbeit läßt den Kopf frei. Und Iva nutzt die Gelegenheit, die ungewohnte Umgebung zu studieren und zu deuten ihre Gedanken aber münden in skurrile Champignonrezepte. Selbst frierend und mit leerem Magen zelebriert sie unverdrossen Lust auf Leben, erfindet, erträumt und erinnert magische Gerichte mit eigenwilligen Genußritualen. Die Speisen spiegeln die Welt, sind Miniaturen, bei deren bedächtigem Verzehr sich die Wirklichkeit erklärt. Dieser Schwarzarbeiterroman von der grünen Insel ist alles andere als ein Problembericht, sondern geradezu unbekümmert, oft fröhlich, bisweilen ironisch und funkelt selbst in den düsteren Passagen mit Witz statt Wehleid. Es gelingt der Protagonistin, den kräftezehrenden Alltag in den Pilzhangars und beim feierabendlichen Zwist in der Zwangswohngemeinschaft zu einem aufregenden, tiefgründigen und sogar romantischen Abenteuer zu machen. Das Buch wurde in Lettland von den Lesern wie der Kritik begeistert aufgenommen und ist
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.09.2008Nicht alle sind giftig
Fünfzigtausend Champignonpflücker und keine Zukunft: Laima Muktupavela spielt durch, was nach einem EU-Beitritt mit Feld- und Wanderarbeitern passieren kann, und widmet ihren lettischen Landsleuten einen Bestseller-Roman.
Wirtschaftsmigration muss ein Land besonders treffen, das einst hunderttausend Menschen in sibirischen Arbeitslagern verloren hat, dessen deutschstämmige Bevölkerung repatriiert und dessen jüdische eliminiert wurde. Sie muss schmerzlich sein für eine Nation, deren Wirtschaft heute so rasant wächst, dass viele Letten sich das Leben dort kaum noch leisten können. In Heerscharen zieht es vor allem Geringqualifizierte nach Westeuropa, ins Eldorado der Löhne.
Dem Schicksal der lettischen Saisonarbeiter hat die Autorin Laima Muktupavela "Das Champignonvermächtnis" gewidmet. In ihrer Heimat wurde es zum Bestseller, denn nicht erst seit dem EU-Beitritt hat man dort die Sorge, die Nation könnte ihre Zukunft verspielen: Allein 50 000 Pflücker arbeiten heute auf irischen Pilzfarmen. "Mushroom orphans" werden ihre Kinder genannt. Wer es hinbekommt, verlässt das Land.
Zwanzig Kilo darf die Gelegenheitsprostituierte Iva im Billigflieger in ihr neues Leben befördern: ein paar Arbeitsstiefel, Jacken, Hemden, Arbeitshosen und, weil man nie wissen kann, wohin genau es einen verschlägt, noch einen Flachmann mit lettischem Schnaps. "Niemand hält dich dort fest, wenn es dir nicht gefällt", hatte der Rekrutenwerber gesagt, "sieh zu, dass du die Sprache lernst, na dann mal Hals- und Beinbruch!"
Laima Muktupavela hat selbst auf den modrigen Pilzhangars recherchiert, um diese Geschichte einer inneren Immigration zu schreiben, die für die meisten lettischen Gastarbeiter als Verheißung begann. Sie hatten sich aufgemacht in eine Welt, die sich als üppiger Picknickkorb präsentierte, in der es moderne Arbeitsgesetze gab und Löhne, die dafür sorgten, dass sich jeder daran laben konnte.
Am Flughafen wartet ein Kleintransporter mit dem skrupellosen Pilzfarmbesitzerpärchen Sally und Kenneth, die ihre neue Arbeitskraft in einer rasanten Serpentinenfahrt zur Einsatzstelle bringen. Mit flauem Magen muss Iva feststellen, dass sie nicht in einem modernen Landwirtschaftsbetrieb, sondern in einem Arbeitslager gelandet ist. Im Vierbettzimmer schnarchen neben ihrer "Mushroom picker"-Kollegin Rute auch die zudringlichen Rohlinge Lipsts und Bierns. Jeder ist sich hier selbst der Nächste - das wird schon am ersten Arbeitstag klar, an dem Iva von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang neben Pilzen vor allem die giftigen Blicke ihrer Kollegen erntet. Der Alltag einer Pilzpflückerin besteht aus "weißen Pilzen", "schwarzer Erde" und "Schweigen wie in der Unterwelt". Am Samstag werden kleine braune Umschläge mit dem Wochenlohn verteilt. Für die Einarbeitungsphase geht Iva leer aus, aber sie darf im Gruppentransport in ihren ersten irischen Supermarkt. Vom Weg kriegt sie nichts zu sehen, weil der Minibus nicht nur keine Sitze, sondern auch keine Fenster hat. "Der Weg ist lang, aber mir ist nicht langweilig, weil ich die heftigen Kurven und das Auf- und Absteigen des Autos in den Bergen spüre, und das verschafft mir zumindest eine gewisse Vorstellung von Irland." Und Mister Kenneth? "Ein Kleinbürger war er, ein Nichts, ein Niemand, ein kleiner Bauer, bevor Mütterchen EU ihn liebevoll an ihre üppigen spendenden Brüste legte." Heute darf er sich "Agrararbeiter" nennen und seine Angestellten drangsalieren, denn Mister Kenneth lässt regelmäßig durchblicken, dass der Schwarzarbeiter "der letzte Dreck ist, ein kleines Würstchen, das dankbar für jeden Tag zu sein hat, den es in seiner Goldmine verbringen darf". Laima Muktupavela beschreibt einen Prozess, der sich von Frantz Fanon bis Stuart Hall mit Beobachtungen aus der Kolonialismusforschung deckt: Indem Mister Kenneth seinen Leuten ohne Unterlass einredet: "Du bist ein schlechter Arbeiter, du bist ein fauler Arbeiter", beginnen die lettischen Pilzpflücker, sich mit ihrem Ruf zu identifizieren. Er wächst sich aus zu einem handfesten Selbstwertgefühl, wird ihnen zur zweiten Haut, gegen die auch jede Richtigstellung nichts auszurichten vermag: Wer sieben Tage in der Woche nichts als Pilze sieht, ist trotzdem ein Faulpelz. Um diesen Eindruck zu erhärten, nutzt Mister Kenneth das Instrument der Isolation. Die Greencard bedeutet Bewegungsfreiheit, und Mister Kenneth hält sie seinen Angestellten wie ein Stück lettischen Steaks vor die Nase. Abhängigkeit schafft Loyalität, weiß Mister Kenneth, und Illegalität bedeutet Abhängigkeit. "Mit unseren grauen Gesichtern und unseren unterwürfigen Blicken sehen wir selbst aus wie diese Feldbrigadefrauen aus Kolchosezeiten", bemerkt Iva. In Wahrheit ist Mister Kenneth "ein gelehriger Schüler des Kapitalismus".
Eines Tages gelingt Iva die Flucht zu einem offenherzigeren Pilzfarmbesitzer in eine halbwegs muntere lettische Wohngemeinschaft. Doch auch das Leben auf diesem Hangar ist eine Frage der Anpassung, die Iva noch nicht vollends beherrscht. Als sie nach Monaten vom lang ersehnten Betriebsausflug zu den irischen Sehenswürdigkeiten ausgeschlossen wird, backt sie einen turmhohen Stapel Pfannkuchen. Von Minute zu Minute wachsen nicht nur die Teigfladen - in Iva reift auch ein Gedanke: "Ich habe mir eine neue Haut gekauft und fahre jetzt wieder nach Hause."
Ein sorgfältigeres Lektorat hätte der in ihrer Gesamtanlage oft haltlos wirkenden Prosa gutgetan. An Spannungsbögen ist diese Salve aus Schilderungen, Mutterwitz und onomatopoetischen Einlagen arm. Und wie viele Tiere kann eine Szene eigentlich rhetorisch bewältigen?
Die Erzählerin kann man "plattdrücken wie eine Wanze", Lisps muss sie von Bierns wegreißen wie eine "festgesaugte Zecke", woraufhin sie ihre Haut abstreift "wie eine Schlange": Sollen die Angreifer doch ihren "abgebrochenen Eidechsenschwanz mit Füßen treten". Die Situation auf der Pilzfarm gemahnt nacheinander an "in Legebatterien zusammengepferchte Hennen", an die "Kette gelegte Hunde" und "auf einer Weide eingezäunte Schafe". Gottlob ist nicht nur die Autorin, sondern auch die Erzählerin "klug wie eine Ratte" und verlässt rechtzeitig das "sinkende Schiff" in Richtung Flughafen.
Laima Muktupavela hat einen Roman über die wirtschaftlich schwierige Integration eines der kleinsten EU-Länder geschrieben, und sie definiert in ihm den Verlauf jener feinen Faltung, die aus der Vision eines Pioniers das Werk eines Versagers macht, der sein Leben für ein Linsengericht verkauft.
"Tee oder Kaffee?", wird Iva auf der Rückreise nach Lettland gefragt. "Irish Coffee", sagt sie. "Sorry, aber wir haben keine Schlagsahne." "Macht nichts, ein Baileys tut es auch. Ich trinke ihn wie Irish Coffee und weiß, dass ich alles überstanden habe und hinter mir lasse. Die Erniedrigung und die Scham, die Schwarzarbeit und das Gefühl der eigenen Nichtexistenz." Es wird, so viel ist sicher, Turbulenzen geben auf diesem Rückflug nach Riga.
KATHARINA TEUTSCH
Laima Muktupavela: "Das Champignonvermächtnis". Roman. Aus dem Lettischen übersetzt von Berthold Forssman. Weidle Verlag, Bonn 2008. 390 S., br., , 23,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Fünfzigtausend Champignonpflücker und keine Zukunft: Laima Muktupavela spielt durch, was nach einem EU-Beitritt mit Feld- und Wanderarbeitern passieren kann, und widmet ihren lettischen Landsleuten einen Bestseller-Roman.
Wirtschaftsmigration muss ein Land besonders treffen, das einst hunderttausend Menschen in sibirischen Arbeitslagern verloren hat, dessen deutschstämmige Bevölkerung repatriiert und dessen jüdische eliminiert wurde. Sie muss schmerzlich sein für eine Nation, deren Wirtschaft heute so rasant wächst, dass viele Letten sich das Leben dort kaum noch leisten können. In Heerscharen zieht es vor allem Geringqualifizierte nach Westeuropa, ins Eldorado der Löhne.
Dem Schicksal der lettischen Saisonarbeiter hat die Autorin Laima Muktupavela "Das Champignonvermächtnis" gewidmet. In ihrer Heimat wurde es zum Bestseller, denn nicht erst seit dem EU-Beitritt hat man dort die Sorge, die Nation könnte ihre Zukunft verspielen: Allein 50 000 Pflücker arbeiten heute auf irischen Pilzfarmen. "Mushroom orphans" werden ihre Kinder genannt. Wer es hinbekommt, verlässt das Land.
Zwanzig Kilo darf die Gelegenheitsprostituierte Iva im Billigflieger in ihr neues Leben befördern: ein paar Arbeitsstiefel, Jacken, Hemden, Arbeitshosen und, weil man nie wissen kann, wohin genau es einen verschlägt, noch einen Flachmann mit lettischem Schnaps. "Niemand hält dich dort fest, wenn es dir nicht gefällt", hatte der Rekrutenwerber gesagt, "sieh zu, dass du die Sprache lernst, na dann mal Hals- und Beinbruch!"
Laima Muktupavela hat selbst auf den modrigen Pilzhangars recherchiert, um diese Geschichte einer inneren Immigration zu schreiben, die für die meisten lettischen Gastarbeiter als Verheißung begann. Sie hatten sich aufgemacht in eine Welt, die sich als üppiger Picknickkorb präsentierte, in der es moderne Arbeitsgesetze gab und Löhne, die dafür sorgten, dass sich jeder daran laben konnte.
Am Flughafen wartet ein Kleintransporter mit dem skrupellosen Pilzfarmbesitzerpärchen Sally und Kenneth, die ihre neue Arbeitskraft in einer rasanten Serpentinenfahrt zur Einsatzstelle bringen. Mit flauem Magen muss Iva feststellen, dass sie nicht in einem modernen Landwirtschaftsbetrieb, sondern in einem Arbeitslager gelandet ist. Im Vierbettzimmer schnarchen neben ihrer "Mushroom picker"-Kollegin Rute auch die zudringlichen Rohlinge Lipsts und Bierns. Jeder ist sich hier selbst der Nächste - das wird schon am ersten Arbeitstag klar, an dem Iva von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang neben Pilzen vor allem die giftigen Blicke ihrer Kollegen erntet. Der Alltag einer Pilzpflückerin besteht aus "weißen Pilzen", "schwarzer Erde" und "Schweigen wie in der Unterwelt". Am Samstag werden kleine braune Umschläge mit dem Wochenlohn verteilt. Für die Einarbeitungsphase geht Iva leer aus, aber sie darf im Gruppentransport in ihren ersten irischen Supermarkt. Vom Weg kriegt sie nichts zu sehen, weil der Minibus nicht nur keine Sitze, sondern auch keine Fenster hat. "Der Weg ist lang, aber mir ist nicht langweilig, weil ich die heftigen Kurven und das Auf- und Absteigen des Autos in den Bergen spüre, und das verschafft mir zumindest eine gewisse Vorstellung von Irland." Und Mister Kenneth? "Ein Kleinbürger war er, ein Nichts, ein Niemand, ein kleiner Bauer, bevor Mütterchen EU ihn liebevoll an ihre üppigen spendenden Brüste legte." Heute darf er sich "Agrararbeiter" nennen und seine Angestellten drangsalieren, denn Mister Kenneth lässt regelmäßig durchblicken, dass der Schwarzarbeiter "der letzte Dreck ist, ein kleines Würstchen, das dankbar für jeden Tag zu sein hat, den es in seiner Goldmine verbringen darf". Laima Muktupavela beschreibt einen Prozess, der sich von Frantz Fanon bis Stuart Hall mit Beobachtungen aus der Kolonialismusforschung deckt: Indem Mister Kenneth seinen Leuten ohne Unterlass einredet: "Du bist ein schlechter Arbeiter, du bist ein fauler Arbeiter", beginnen die lettischen Pilzpflücker, sich mit ihrem Ruf zu identifizieren. Er wächst sich aus zu einem handfesten Selbstwertgefühl, wird ihnen zur zweiten Haut, gegen die auch jede Richtigstellung nichts auszurichten vermag: Wer sieben Tage in der Woche nichts als Pilze sieht, ist trotzdem ein Faulpelz. Um diesen Eindruck zu erhärten, nutzt Mister Kenneth das Instrument der Isolation. Die Greencard bedeutet Bewegungsfreiheit, und Mister Kenneth hält sie seinen Angestellten wie ein Stück lettischen Steaks vor die Nase. Abhängigkeit schafft Loyalität, weiß Mister Kenneth, und Illegalität bedeutet Abhängigkeit. "Mit unseren grauen Gesichtern und unseren unterwürfigen Blicken sehen wir selbst aus wie diese Feldbrigadefrauen aus Kolchosezeiten", bemerkt Iva. In Wahrheit ist Mister Kenneth "ein gelehriger Schüler des Kapitalismus".
Eines Tages gelingt Iva die Flucht zu einem offenherzigeren Pilzfarmbesitzer in eine halbwegs muntere lettische Wohngemeinschaft. Doch auch das Leben auf diesem Hangar ist eine Frage der Anpassung, die Iva noch nicht vollends beherrscht. Als sie nach Monaten vom lang ersehnten Betriebsausflug zu den irischen Sehenswürdigkeiten ausgeschlossen wird, backt sie einen turmhohen Stapel Pfannkuchen. Von Minute zu Minute wachsen nicht nur die Teigfladen - in Iva reift auch ein Gedanke: "Ich habe mir eine neue Haut gekauft und fahre jetzt wieder nach Hause."
Ein sorgfältigeres Lektorat hätte der in ihrer Gesamtanlage oft haltlos wirkenden Prosa gutgetan. An Spannungsbögen ist diese Salve aus Schilderungen, Mutterwitz und onomatopoetischen Einlagen arm. Und wie viele Tiere kann eine Szene eigentlich rhetorisch bewältigen?
Die Erzählerin kann man "plattdrücken wie eine Wanze", Lisps muss sie von Bierns wegreißen wie eine "festgesaugte Zecke", woraufhin sie ihre Haut abstreift "wie eine Schlange": Sollen die Angreifer doch ihren "abgebrochenen Eidechsenschwanz mit Füßen treten". Die Situation auf der Pilzfarm gemahnt nacheinander an "in Legebatterien zusammengepferchte Hennen", an die "Kette gelegte Hunde" und "auf einer Weide eingezäunte Schafe". Gottlob ist nicht nur die Autorin, sondern auch die Erzählerin "klug wie eine Ratte" und verlässt rechtzeitig das "sinkende Schiff" in Richtung Flughafen.
Laima Muktupavela hat einen Roman über die wirtschaftlich schwierige Integration eines der kleinsten EU-Länder geschrieben, und sie definiert in ihm den Verlauf jener feinen Faltung, die aus der Vision eines Pioniers das Werk eines Versagers macht, der sein Leben für ein Linsengericht verkauft.
"Tee oder Kaffee?", wird Iva auf der Rückreise nach Lettland gefragt. "Irish Coffee", sagt sie. "Sorry, aber wir haben keine Schlagsahne." "Macht nichts, ein Baileys tut es auch. Ich trinke ihn wie Irish Coffee und weiß, dass ich alles überstanden habe und hinter mir lasse. Die Erniedrigung und die Scham, die Schwarzarbeit und das Gefühl der eigenen Nichtexistenz." Es wird, so viel ist sicher, Turbulenzen geben auf diesem Rückflug nach Riga.
KATHARINA TEUTSCH
Laima Muktupavela: "Das Champignonvermächtnis". Roman. Aus dem Lettischen übersetzt von Berthold Forssman. Weidle Verlag, Bonn 2008. 390 S., br., , 23,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Thematisch interessant, aber literarisch "haltlos" und spannungsarm fand Katharina Teutsch den Bestseller-Roman der Lettin Laima Muktupavela. Im Buch geht es um das Kollektiv-Schicksal lettischer Saisonarbeiter, die zu Tausenden ihr Land verlassen, in der Hoffnung sich "im Eldorado der Löhne", in Westeuropa, eine bessere Zukunft aufzubauen. Die Geschichte dreht sich um die junge Iva, die in Irland in einem Arbeitslager landet und dort als Pilzpflückerin ausgebeutet und in Illegalität gehalten wird. Spannend war für die Rezensentin, dass Muktupavela den Prozess der Unterdrückung und seinen psychologischen Folgen so akkurat schildert, dass das Buch Thesen aus der Kolonialismusforschung von Frantz Fanon bis Stuart Hall ins Gedächtnis rufe. Abgesehen davon hätte sich Teutsch ein "sorgfältigeres Lektorat" gewünscht, um die von Tier-Metaphern übersäte, "salvenartige" Prosa abzuspecken.
© Perlentaucher Medien GmbH
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