Steampunk von seiner besten Seite! Schon immer war die Technik Fluch und Segen zugleich, doch in dieser Anthologie zeigt sich, welche Vielfalt im Verderben von Dampf und Äther lauert.
Zu „Der Tod kommt auf Zahnrädern – Steampunk Anthologie“ Hrsg. von Janika Rehak und Yvonne
Tunnat
KURZMEINUNG
Eine durchweg grandiose Anthologie, die mich in ihrer Vielfalt sowohl emotional ergriffen wie auch…mehrSteampunk von seiner besten Seite! Schon immer war die Technik Fluch und Segen zugleich, doch in dieser Anthologie zeigt sich, welche Vielfalt im Verderben von Dampf und Äther lauert.
Zu „Der Tod kommt auf Zahnrädern – Steampunk Anthologie“ Hrsg. von Janika Rehak und Yvonne Tunnat
KURZMEINUNG
Eine durchweg grandiose Anthologie, die mich in ihrer Vielfalt sowohl emotional ergriffen wie auch nachdenklich gestimmt hat.
SCHREIBSTIL & MEHR
Da wir hier viele verschiedene Geschichten haben, möchte ich gern zu jeder ein Zitat zu lesen geben, die wenigstens einen kleinen Einblick gewähren. Doch erst ein paar allgemeine Worte zu dieser überaus gelungenen Sammlung:
Die meisten Anthologien haben stärkere und schwächere Geschichten, manche gefallen nicht, andere dafür ausnehmend gut. Doch bei dieser Anthologie gab es, und das finde ich bemerkenswert, nur faszinierende Werke. Jede einzelne Story, egal wie lang sie war, konnte pointiert aussagen, mich emotional einfangen und zum Nachdenken anregen.
Gekonnt zeigt diese Anthologie auf, wie nah Fluch und Segen beieinanderliegen, wie wenig Distanz uns zum Abgrund bleibt. Und wenn man so will, kann man das auch auf unsere jetzige Zeit übertragen – oder man genießt einfach nur die Atmosphäre und den Charme des Steampunks.
Und nun zu den Zitaten der einzelnen Geschichten:
Angelika Brox – My Happiness
Die junge Dame im Spitzenkleid setzte sich neben ihn und sagte: „Sie haben eine sehr schöne Stimme. Darf ich fragen, wie sie heißen?“
Lina Thiede – Damenopfer
Zunächst versuchte die Polizei zu agieren, doch wie schnappt man jemanden, der im Auftrag der Königin handelte, wenn man selbst im Auftrag der Königin handelt? Die Frage ist nur, für welche Königin arbeiten wir?
Michael Schmidt – Braunkreuz
Dr. Neimann fing einen zustimmenden Blick auf, gab sich einen Ruck und begann mit den Vorbereitungen. Sie würde alles daransetzen, dass Alice sich würde rächen können. Und das würde schneller möglich sein, als alle sich das vorstellen konnten.
Tessa Maelle – Tempus Fugit
Ein maliziöses Lächeln umspielte Pandoras Lippen, als die Zeiger wie wild im Kreis sprangen. Dann – mit einem dumpfen Plopp – blieb die Uhr stehen.
Carolin Gmyrek – Die Jagd nach Dampf
Beinahe wäre das Kind gefallen, doch es konnte sich am Geweih festhalten. Die Mäuse in dem Häuschen wurden herumgewirbelt, die Riemen knarrten verdächtig. Dann sprintete der gewaltige Hirsch durch das Unterholz davon.
Aiki Mira – Die Zukunft
Vielleicht ist es gar nicht so abwegig, Seelenzustände mit elektromechanischen Zuständen zu erklären.
Galax Acheronian – Von Käfern, Schaben und anderem Ungeziefer
Wo war sie hier nur gelandet? In ihrem bisher kurzen Leben hatte sie schon so vieles gesehen. Einmal mehr fühlte sie sich inmitten einer unfassbaren Kriminalgeschichte.
Janika Rehak – Mechanical Circus
Wir necken uns, prügeln uns, messen uns miteinander. Ich komme zurecht und falle nicht auf. Anfangs hat mich das erschreckt, inzwischen nicht mehr.
Thorsten Küper – Hayes Töchter und Söhne
Meine Schüler sitzen reglos, schweigend, mit leeren Blicken vor mir. Ihre Bewegungslosigkeit macht mir Angst. Etwas stimmt nicht mit ihnen. Und dann begreife ich es.
Uwe Post – Zero al Anarcho
„Es wäre möglich“, versetzt Weynhilde, „dass Monsieur nicht richtig zugehört hat, weyl er sich zu sehr aufregte über das Geschenkpaket Bettgeyst Extra Frivol, welches seine Frau bei der Sonnabend-Dampflotterie überraschend zu gewinnen beliebte …“
Frederic Brake – Lautes Sterben
„Wenn ich jemals so wahnsinnig sein sollte, wüsste ich nicht, wen ich lieber dabeihätte. Aber“, er hob beide Hände, „da das nie passieren wird, sollten wir den hypothetischen Kram lassen und uns auf unseren Fall konzentrieren. Was, denken Sie, war die Todesursache? Auf die Meinung dieses Dilettanten brauchen wir keine Rücksicht zu nehmen.“
Jol Rosenberg – Sehnsucht
Da war ein Foto von MIA. Gleich unter der Textzeile Gefährliches Automaton gestohlen.
„Gestohlen?“ MIA starrte auf den Text. Es war nicht blutrünstig oder ohne Kontrolle. Und es war nicht gestohlen worden.
„Das sind Sie.“
„Ja. Haben Sie die Polizei gerufen?“
Yvonne Tunnat – Morsche Haut
Respektvoll das Gespräch fortsetzen. Das ist alles, was ich für sie tun kann. Von Mutter zu Mutter. Wie schafft sie es nur, dass er nicht riecht? Aber klar. Der Senf.
Oliver Bayer – Die Nacht des toten Gärtners
„Und wozu die Kaninchen gut sind, das musst du mir auch noch erklären, Doktor Ferdinand de Nora.“
Uwe Hermann – Wir von der kaiserlichen Reinigungskolonne
Je mehr sich meine Augen an die Helligkeit gewöhnten, umso unglaublicher wurde der Anblick. Die Farben waren so viel intensiver als in der Nacht. Und alles war in Bewegung. Auf der Straße fuhren Fahrzeuge, die keine Ähnlichkeit mit den kantigen Reinigungsdroschken der mobilen Trupps hatten.
FAZIT
Eine durchweg gelungene und anspruchsvolle Anthologie, die mit ihren facettenreichen Steampunk-Settings atmosphärisch wie emotional glänzt.
©Teja Ciolczyk, 19.04.2023