Wie es sich anfühlt, in einer Klinik aufzuwachen und der nächsten Elektroschockbehandlung entgegenzusehen - das ist selten Stoff für Literatur. »Oktoberkind« zeichnet den Weg einer Frau und Schriftstellerin nach, die an diesem Punkt um ihre Erinnerungen ringt. Die Therapie droht diese Erinnerungen, Triebfeder ihres Schreibens, auszulöschen. So bringt sie all ihren Mut auf, um sich alles zu vergegenwärtigen, die Kindheit in der Stadt, die Ehe mit einem berühmten Schrift- steller, das Leben auf dem Land, wo er aufblüht und sie verkümmert, die Geburt der vier Kinder, ihre eigene Arbeit als Schriftstellerin und welche Kraft sie darin findet. Unter den Bildern aus der Kindheit ist das vom Reiten im Ferienlager ein Lichtblick. Im wilden Galopp ist sie glücklich, aber bald muss sie wieder in die Stadt und in den Alltag zurück. In ihrem autobiografischen und zugleich hoch poetischen Roman dringt Linda Boström Knausgård vor zu den Ursachen für ihren Schmerz und ihr Scheitern, aber auch zu Momenten der Stärke und des Glücks, die sie in kraftvolle, unvergessliche Prosa bannt.
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Linda Boström Knausgård hat durch die Bücher ihres Ex-Mannes Karl Ove Knausgard bereits Bekanntschaft erfahren, die ihr nicht unbedingt recht ist. Er hat nicht nur sein, sondern auch ihr mitunter leidvolles Leben auf tausenden Seiten ausgebreitet. Boström Knausgård stellt sich diesem Bild nun mit "knochenharter Poesie" entgegen, meint Rezensent Franz Haas. Er sieht hier allerdings weniger eine Abrechnung mit dem Ex-Mann, sondern vor allem eine Anklage an die Psychiatrie, die Haupthandlungsort des Buches ist und in der die Autorin mit Elektroschocks gequält wird. Darüber hinaus sind Mutterschaft, Ehe, Familie, die Trennung der Eltern und die Suche nach Halt nur einige der Themen, die für Haas dieses minimalistisch-imposante Lebenspanorama ausmachen. Der Buchtitel entspringt übrigens den sowjetischen Pionieren, den Oktoberkindern, bei denen sich die junge Linda wenigstens im Träumen aufgehoben fühlt. In ihrer beklemmend schönen Sprache, traurig und beeindruckend zugleich, ist Boström Knausgård Karl Ove Knausgård mindestens ebenbürtig, so der Kritiker.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»'Oktoberkind' fliest dahin wie Wasser, mal als brausender Strom, mal zu Eis erstarrend. Beim Lesen wird man von seiner kühlen Kraft gepackt.« Boras Tidning