In dieser Arbeit wird dargelegt, dass das Prinzip, eine konkrete Aufführungstradition fortzuführen, dem Stil des Belcanto widerspricht. Denn diese Epoche definiert sich über Improvisation, Flexibilität und Spontaneität - es war also viel eher "Tradition" zu variieren, zu verzieren und jede Aufführung einzigartig zu machen. Um als heutiger Interpret mit dem Improvisationselement in einer Belcanto-Oper umzugehen, braucht man das Wissen um die spezifische Verzierungs- und Variationspraxis im frühen 19. Jahrhundert, der aus diesem Grund ein Kapitel gewidmet wird. Außerdem werden Beispiele von fest etablierten Aufführungstraditionen in der Opernliteratur diskutiert; und schließlich die Ricci-Tradition erläutert, die neben der Gesangsschule von Garcia wohl die wichtigste Quelle zur Aufführungspraxis der Belcanto-Zeit darstellt.