Aus dem Bedürfnis heraus, die Angst vor dem Tod zu überwinden und den Verlust von geliebten Personen zu verarbeiten, blühten zwischen Reformation und Aufklärung als Reaktion auf den Umgang der katholischen Kirche mit der Endlichkeit des Lebens die protestantischen Leichenpredigten, darunter die Basler Leichenpredigten zwischen 1710 und 1743. Nebst der postumen Glorifizierung des Verstorbenen und seiner Errungenschaften ging es dabei auch um eine religiös-therapeutische Absicht, um die Unterstützung der Hinterbliebenen in ihrer Trauerarbeit. Die Präsenz einer verstorbenen Person sollte im kulturellen Gedächtnis verewigt werden. Als Druckerzeugnisse verbreiteten sich die reformierten Leichenpredigten rasch, insbesondere im deutschsprachigen Raum, und erzielten bisweilen eindrückliche Auflagen, obwohl es sich nur die wohlhabendsten Familien leisten konnten, überhaupt das Abfassen von Trauerreden in Auftrag zu geben und drucken zu lassen. Für die Verbreitung dieser Trauerreden war Basel das ideale kulturelle und intellektuelle Umfeld: Universitätsstadt, Papiermacherstadt und Buchdruckerstadt.