Koloniale Raum- und Geschichtsbilder werden in aktuellen europäischen Geschichtskarten standortgebunden und unter anderem abhängig von der jeweiligen nationalen "kolonialen Vergangenheit" transportiert, transformiert und konserviert. Mathias Renz analysiert in diesem Buch 364 Geschichtsatlanten bzw. ca. 3.500 Geschichtskarten, publiziert seit 1990 in 37 europäischen Ländern. Er greift dabei sowohl die Hinwendung zum Verhältnis von Raum und Geschichte ("Spatial turn") als auch die zunehmende Bedeutung von Visualisierungen als eigene Form der Wissensrepräsentation ("Visual/iconic turn") auf.Neben kartenmethodischen Aspekten zur Analyse von Geschichtskarten, wie Kartenzeichen, Farbgestaltung oder Projektionsformen werden auch Fragen der Multimodalität thematisiert und der Geschichtsatlas als europäisches Bildungsmedium fokussiert. In diesem Zusammenhang erfolgt eine Klassifikation von Geschichtsatlanten nach Zielgruppen und raumdimensionalen Aspekten. Im Anschluss an eine Systematisierung konventionalisierter und nichtkonventionalisierter Themen wird die kartographische Repräsentation des Kolonialismus untersucht. Dabei stehen beispielsweise die Darstellung des "leeren Raumes", die Rolle von Farben sowie die Darstellung von Grenz- und Raumveränderungen im Vordergrund. Aber auch Fragen personalisierter Geschichte am Beispiel von Entdeckungsreisen werden intensiv beleuchtet. Globalgeschichtliche Fragestellungen werden vor allem im Rahmen der Auseinandersetzung mit Projektionsformen und der kartographischen Darstellung von Migrationsprozessen thematisiert.
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