Zahlen allein können Superyachten unter Segeln nicht beschreiben. Zum Beispiel "Liberty", gebaut bei Perini Navi: 52 Meter Länge, 11,40 Meter Breite, 1304 Quadratmeter Segelfläche, 1080 Quadratmeter Wohnfläche - eine Villa mit vier Decks aus 480 Tonnen Stahl und Aluminium. Privatyachten ganz großen Kalibers sind Ausdruck des Reichtums, der Träume und des Geschmacks ihrer Besitzer und vor allem Wunderwerke der Technik. Dank moderner Baustoffe und Herstellungsverfahren können die renommiertesten Werften der Welt dem Verlangen nach immer größeren Booten nachkommen und diese ihren Kunden wie einen teuren Anzug auf den Leib schneidern. In dem Buch beschreiben kompetente Autoren wie die Konstrukteure Bruce King und German Frers, die Innenarchitekten John Munford und Andrew Winch, Wolter Huisman von der Royal Huisman Shipyard, Tom Whidden vom Segelproduzenten North Sails oder Steve Wilson vom Mastenbauer Southern Spars die Kunst des Superyachtbaus: Wie sie relativ kleine Crews in die Lage versetzen, sicher mit diesen Giganten umzugehen, und den Innenraum mit allem erdenklichen Luxus ausstatten. Eigenlob trübt die Freude an dem prachtvollen Foto-Band nur unwesentlich. Zehn Superyachten unterschiedlicher Stilrichtungen werden porträtiert - von den Klassikern "Borkumriff" und "Alejandra" über moderne Hochleistungsmaschinen wie "Mari-Cha III" bis zu motoryachtartigen Kolossen wie "Liberty" und "Georgia". (lle.)
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Rezensent Martin Conrads wirkt gut unterhalten davon, wie der französische Soziologe und Politikwissenschaftler Grégory Salle in seinem Buch über die Superyachten herzieht. Aber dabei geht es dem Autor, wie Conrads zu gefallen scheint, nicht einfach um Empörung über die grotesken "Superlative", die man den Yachten vorwerfen kann: Champagner aus Duschköpfen, Poolböden aus Glas, von Größe und Schiffsbesatzung ganz zu schweigen, wie der Kritiker kurz aufzählt. Vielmehr untersuche und kritisiere Salle die Yachten als Ausdruck des Kapitalozäns selbst, gemäß dem Prinzip "Sichtbarkeit bei gleichzeitiger Unsichtbarkeit" - einerseits überbordender Prunk, andererseits das Tummeln in doch nur sehr exklusiven Ecken wie Monaco oder der Karibik, so Conrads. Wie der Wissenschaftler noch das durch die Yachten bedrohte Neptungras auf seine Seite hole und den laxen Umgang der Behörden mit Yacht-Delikten wie "Midnight-Dumping" anprangert, alles in "durchgehend bissig-unterhaltsamer Weise", findet Conrads lesenswert.
© Perlentaucher Medien GmbH
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