In dieser Arbeit wird die ikonographische Entwicklungslinie der Erinnyen in der unteritalischen Vasenmalerei und ihre Übernahme durch die etruskische Grab- und Kunstikonographie veranschaulicht. Dabei muss jedoch mehr als nur das bloße Malen , Sehen und Nachahmen von Bildern betrachtet werden. Es ist ein Versuch die Gedankenwelt der verschiedenen Produzenten und Konsumenten der unterschiedlichen Kulturkreise herauszufiltern und sie auf ihre Veränderungen, aber auch auf ihre Flexibilität zu prüfen. Die Vorstellung der Erinnyen hat sich im Laufe der Jahrhunderte, zusehends konkretisiert. Waren sie zunächst nur ein Gedanke, ein Geistwesen, die Verkörperung der Rache, die sogar nur die Gestalt einer Schlange annahm, so fixierte sich ihr Aussehen, vor allem im 4. Jh. unter dem Einfluss der Orestie des Aischylos, der Orestie, hin zur geläufigen Vorstellung der wilden, rasenden Frauengestalt . Die gerechte Rache bekam ein Gesicht, einen Körper, Waffen und Attribute und vor allem eine Aufgabe. Die Erinnyen waren im Auftrag der Götter unterwegs, um Frevler, Feinde der kosmischen/olympischen Ordnung und der Zivilisation zu bestrafen. Sie verfolgten die gottlosen Missetäter überall hin und schlugen sie mit Wahn, sodass diese sich am Ende entweder selbst umbrachten oder durch irrige Schicksalsverläufe zu Tode kamen. Ein Entkommen vor den grauenhaften Rächern war unmöglich.
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