In ihren Portraits von Industrielandschaften setzten Wolfgang Hilbig und Wolfgang Mattheuer auf ein ganz ähnliches Verfahren: eine Verkehrung romantischer Modi der Natur- und Landschaftsdarstellung.In den Werken des Schriftstellers Wolfgang Hilbig und des Malers Wolfgang Mattheuer bildet die Landschaft rund um Leipzig eine wichtige Konstante. Die seinerzeit vor allem durch die DDR-Braunkohleindustrie und ihren Raubbau zunehmend geschändete Gegend galt als eine der dreckigsten in ganz Europa. Ein dort zu Tage tretendes, zerrüttetes Mensch-Natur-Verhältnis war auch Sinnbild eines gescheiterten Staates und seines Systems. Von daher war eine künstlerische Auseinandersetzung mit ihr vor einem doppelten Hintergrund problematisch. Zum einen weil die Ausmaße der Zerstörung historisch unvergleichlich waren, zum anderen weil die ästhetische Kategorie der Landschaft zu DDR-Zeiten per se als eine politische verstanden werden musste. Hilbig und Mattheuer versuchten dem zu begegnen, indem sie in der Adaption und Revision der vor allem durch die Romantiker entwickelten Verfahren der Landschaftsdarstellung einen Zugang suchten, der beiden Problematiken Rechnung trug.