Nicht wenige Besucher des Münchner Oktoberfests haben die dreitürmige Paulskirche wohl schon für die Hauptkirche der Stadt gehalten. Keine zweite Kirche in Oberbayern entspricht dem architektonischen Ideal einer Kathedrale mehr als diese neugotische Pfarrkirche, die ab 1892 nach Plänen des deutsch-österreichischen Architekten Georg Hauberrisser (1841-1922) erbaut und mit hohem künstlerischem Aufwand ausgestattet wurde. Der phantasievolle bildhauerische Schmuck und die wechselnden Lichtstimmungen bieten bei jedem Besuch neue Eindrücke. Erstmals seit der Weihe im Jahr 1906 wird dieses Hauptwerk seiner Epoche in Bayern nun durch ein reich bebildertes Buch vorgestellt. Verschiedene Bei träge ermöglichen es, St. Paul als Bauwerk mit seiner Ausstattung zu erkunden und auch städtebauliche Bezüge aus neuem Blickwinkel wahrzunehmen. Steckbriefe der zahlreichen beteiligten Künstler geben einen Eindruck von der Bedeutung des Kirchenbaus. Neben den aktuellen Fotografien erinnern historische Aufnahmen auch an Kunstwerke, die dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer fielen. Die Gemeinde entwickelte sich bereits in denn 1920er Jahren zu einem überregional wichtigen Vorreiter moderner liturgischer Ansätze und sieht sich in der Gegenwart erneut vor große Aufgaben gestellt. St. Paul ist heute ein Mittelpunkt der Münchner Künstlerseelsorge und bietet Kunstprojekten und Bildpredigten Raum. Dank der gelungenen Neuordnung der liturgischen Orte 2004, deren Vorzustand von 1960 nur bedingt den Aufgaben entsprochen hatte, stellt sich die Kirche nun als baukünstlerisches Meisterwerk der Prinzregentenzeit mit vielen harmonischen Brücken in die Gegenwart dar.