Seit dem Beitritt Chinas zur Welthandelsorganisation im Jahre 2001 steigt die weltweite Investitionstätigkeit chinesischer Unternehmen rasant an. In Industriestaaten zeigt sich diese Entwicklung vor allem in Form von Fusionen und Übernahmen, die meist mit dem Ziel getätigt werden, möglichst schnell technisches Know-how oder etablierte Markennamen zu erwerben. Neben politischen oder juristischen Problemen wird diese Entwicklung auch von erheblichen sprachlich-kulturellen Herausforderungen begleitet. Welche anwendungsorientierten Lösungsmöglichkeiten und Bewältigungsstrategien werden im Zuge dessen innerhalb Chinas formuliert? Wie werden etwa deutsche Geschäftsleute in chinesischen Managementratgebern beschrieben beziehungsweise wie sollte man sich aus chinesischer Perspektive am besten verhalten, um in einer Verhandlung erfolgreich zu sein? Welche Rolle spielen dabei die kulturelle 'Renaissance' und das gestiegene nationalkulturelle Selbstbewusstsein seit den 1990er Jahren? Wirtschaften chinesische Unternehmen etwa anders als 'westliche' und steht der Geschäftswelt tatsächlich eine chinesische Managementrevolution bevor?
Ein beachtliches Verdienst dieser Arbeit besteht darin, die Zusammenhänge zwischen einem forcierten Kulturalismus, chinesischen Identitätsdiskursen und Programmatiken des Wirtschaftshandelns sichtbar werden zu lassen. Was die Überwindung längst obsoleter kulturalistischer Positionen angeht, so hätte man zu den "Möglichkeiten einer Paradigmenkorrektur" (Kapitel 4.1.5), die Poerner vorschlägt, gerne noch mehr erfahren. Dennoch: zweifellos eine lesenswerte Studie! - Dagmar Lorenz auf: KULT_online